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Neues aus der Rheumaforschung: Remission, Basistherapie, Lachen

Forschung Labor

Regelmäßig fasst Prof. Stefan Schewe, Rheumatologe und Vorstandsmitglied der Deutschen Rheuma-Liga, wichtige Neuigkeiten aus der Forschung zusammen.

Gicht zielgerichtet therapieren

Eine multizentrische randomisierte niederländische Studie ging der Frage nach, wie man Gicht am besten behandelt: Soll man nur etwaige Schübe therapieren oder ist eine zielgerichtete Behandlung sinnvoll, bei der ein Richtwert der Harnsäure im Blut angestrebt wird?

Für die Studie wurden zwei etwa gleich große Gruppen von Betroffenen mit Gicht über ein Jahr hinweg mit der jeweiligen Therapie behandelt.

Das Forschungsteam zählte die Gichtanfälle alle drei Monate.

Ergebnis

In der Gruppe der Betroffenen, die eine zielgerichtete Therapie bekam, wurde der angestrebte Harnsäurewert in 77 Prozent erreicht, bei der anderen Gruppe war das nur bei knapp 30 Prozent der Fall. Die Gruppe ohne zielgerichtete Therapie hatte ein um 54 Prozent erhöhtes Risiko für Gichtanfälle.

Fazit

Hohe Harnsäurewerte im Blut gehen meist mit dem sogenannten metabolischen Syndrom einher. Darunter versteht man eine gefährliche Kombination aus Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, hohen Blutfettwerten, Fettleber und anderen Symptomen. Diese Kombination erhöht die Sterblichkeit unter anderem an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Dabei liegt das Sterberisiko umso höher, je mehr Gichtanfälle auftreten. Bei einer Gicht mit Anfällen sollte man die Therapie mit Allopurinol, Febuxostat oder anderem möglichst so einstellen, dass der Zielwert der Harnsäure unter 6 mg/dl liegt. Erhöhte Harnsäurewerte ohne Gichtanfälle müssen nicht unbedingt medikamentös behandelt werden. (OP0116)

Hinweis: Die Buchstaben-Nummer-Kombinationen bezeichnen die Kennziffern des jeweiligen wissenschaftlichen Abstracts. Unter dieser Nummer kann man die wissenschaftliche Zusammenfassung in englischer Sprache auf dieser Seite finden: https://scientific.sparx-ip.net/archiveeular.

Basistherapie bei Infekt nicht pausieren

Ist eine Unterbrechung der Basistherapie mit Biologika, Methotrexat (MTX) oder anderen krankheitsmodifizierenden Medikamenten nötig, wenn ein Infekt auftritt? Diese Frage untersuchte eine niederländische multizentrische, randomisierte klinische Studie bei 1.142 Betroffenen mit unterschiedlichen entzündlichen Rheumaerkrankungen, die einen Infekt erlitten. Alle Teilnehmenden erhielten eine immunmodulierende Basistherapie. Per Zufall wurde bei ihnen die Basistherapie fortgeführt oder abgesetzt, bis der Infekt vorüber war.

Ergebnis

Die Infekte verliefen in beiden Gruppen in etwa gleich, das Pausieren hatte keinen positiven Effekt auf den Infekt.

Fazit

Trotz Checklisten ist die Einschätzung, ob eine Infektion besser oder schlechter wird, immer subjektiv. Immerhin zeigt diese Studie bei einer großen Patientenzahl, dass die Fortführung der krankheitsmodifizierenden Basistherapie eher günstigere Infektverläufe zeigt als bei einer Therapiepause. In den meisten Fällen ist es somit besser, die Therapie fortzuführen. (POS0891)

Gesunder Lebensstil lindert Arthrose

In einer randomisierten klinischen Studie bei Betroffenen mit Arthrosen von Knie oder Hüfte gingen niederländische Forscherinnen und Wissenschaftler der Frage nach, ob ein gesunder Lebensstil Arthrose lindern kann. Insgesamt wurden 64 Betroffene beobachtet. Zunächst sollte die Hälfte ihren Lebensstil in Hinblick auf vegetarische Ernährung, Bewegung und Stressmanagement verändern. Die andere Gruppe erhielt die übliche konservative Arthrosetherapie.

Ergebnis

Die Gruppe mit Lebensstilveränderung zeigte eine signifikante Besserung von Schmerzen, Steifigkeit der Gelenke und physische Funktion in der ersten 16-wöchigen Phase. Anschließend wurde die Lebensstiländerung allen Teilnehmenden angeboten. 43 davon hielten sie bis zum Ende der Beobachtung nach zwei Jahren durch – und berichteten von bedeutsamen Verbesserungen in allen untersuchten Parametern.

Fazit

Die Studie zeigt die Wirksamkeit dieser Lebensstiländerung über kurze Dauer. Allerdings ist es entscheidend, diese Änderungen dauerhaft durchzuhalten, um einen langfristigen Effekt zu erzielen. Dies gelang vergleichsweise vielen Betroffenen, was dafür spricht, dass sich diese Änderungen gut umsetzen ließen. Das ist besonders wichtig für Betroffene, die neben Arthrose ein metabolisches Syndrom haben, also eine Kombination aus Diabetes mellitus, deutlichem Übergewicht, hohem Blutdruck und weiteren Faktoren. Die positiven Effekte des gesünderen Lebensstils werden sich dabei nicht nur an den Gelenken zeigen, sondern auch das metabolische Syndrom positiv beeinflussen. Dranbleiben ist also wichtig! (OP0217)

Schlaganfall trifft häufiger Frauen mit rheumatoider Arthritis

Gibt es Geschlechtsunterschiede beim Risiko für Schlaganfall bei Betroffenen mit rheumatoider Arthritis (RA)? In dieser retrospektiven Studie aus den USA wurden 2.803 Personen untersucht, 70 Prozent davon waren weiblich. 1.402 Teilnehmende hatten RA. Dabei zeigte sich, dass Frauen mit RA ein deutlich erhöhtes Risiko hatten, an einem Schlaganfall zu sterben. Das galt nicht für gleichalte, ebenfalls an RA erkrankte Männer.

Fazit

Es ist schon länger bekannt, dass Betroffene mit RA im Vergleich zu Gesunden ein etwa 60 Prozent erhöhtes Risiko für Schlaganfälle haben. Neu ist die Tatsache, dass sich das Sterblichkeitsrisiko vor allem bei Frauen erhöht. Die Ursachen dafür müssen weiter analysiert werden. (POS0591)

Schnelle Remission mit Methotrexat und Kortison

Eine hohe Dosis von MTX mit 25 Milligramm pro Woche in Kombination mit 30 Milligramm Prednisolon kann bei rheumatoider Arthritis innerhalb von 24 Wochen dazu führen, dass keine Gelenke mehr geschwollen sind und Entzündungszeichen im Blut verschwinden, also eine Remission erreicht wird. Dabei wurde das Prednisolon rasch reduziert und abgesetzt.

Das zeigt eine erste Studie der belgischen Arbeitsgruppe aus mehreren Zentren an Betroffenen mit rheumatoider Arthritis, deren Diagnose maximal ein Jahr zurücklag. Gelang keine Remission innerhalb der ersten 32 Wochen, erhielten Betroffene nach dem Zufallsprinzip zusätzlich zum MTX entweder Etanercept oder Leflunomid.

Ergebnis

94 Prozent der Betroffenen erreichten eine Remission innerhalb von 24 Wochen während der Beobachtungsdauer von zwei Jahren. Dabei war die Kombination MTX/Leflunomid genauso wirksam wie MTX/Etanercept.

Fazit

Diese sehr interessante Studie zeigt, dass auch ohne ein Biologikum eine hohe Remissionsrate bei RA zu erreichen ist, wenn die Therapie wenige Wochen nach den Symptomen startet. In Deutschland ist es üblich, 15 mg MTX pro Woche zu geben – vielleicht ist eine höhere Dosis erfolgreicher. (POS0596)

HRCT entlarvt Lungenbeteiligung

Belgische Forscher haben in einer Studie untersucht, ob und wie sich eine mögliche Lungenbeteiligung im hochauflösenden Computertomografen (HRCT) zeigt. Dazu untersuchten sie 258 Betroffene mit rheumatoider Arthritis, die höchstens ein und maximal seit zehn Jahren erkrankt waren.

Das HRCT zeigte bei 15 Prozent eine interstitielle Lungenbeteiligung, bei 20 Prozent eine gefährliche Überblähung der Lunge (Emphysem) und bei 41 Prozent eine Entzündung der Bronchiolen. Risikofaktoren für derartige Befunde waren das männliche  eschlecht, höheres Alter, eine höhere Krankheitsaktivität und Einschränkungen der Diffusionskapazität der Lungenfunktion.

Fazit

Jeder Rheumapatient sollte am Beginn seiner Erkrankung befragt werden, ob er oder sie bei Belastung Atemnot bekommt. Dann sollten Herz und Lunge mit dem Stethoskop abgehört werden. Treten dabei Auffälligkeiten auf, sind weitere Untersuchungen nötig, etwa ein Lungenfunktionstest. Risikopatienten sollten ein HRCT der Lunge bekommen. Liegt eine Lungenbeteiligung vor, stehen heute Therapien zur Verfügung, die diese manchmal lebensgefährliche Komplikation wirksam behandeln können. (POS0476)

Lachen verbessert rheumatoide Arthritis

Lachen kann die physische Funktion von Betroffenen mit rheumatoider Arthritis deutlich verbessern, zeigt eine Studie aus Japan. Demnach verringerte Lachen depressive Symptome von RA-Betroffenen deutlich – und zwar umso mehr, je häufiger sie lachten.

Das Forschungsteam unterschied dabei zwischen täglichem Lachen, ein- bis fünfmaliges Lachen pro Woche, ein- bis dreimaliges Lachen pro Monat und fast nie, außerdem füllten die Versuchsteilnehmer Fragebögen aus und machten Angaben zu Alter, Krankheitsdauer, Geschlecht, Krankheitsaktivität und Therapie.

Ergebnis

Betroffene, die höchstens dreimal pro Monat oder nie lachten, hatten deutlich schlechtere Funktionalität als heiterere Vergleichspersonen.

Fazit

Lachen ist gesund – je häufiger, desto besser ist dies auch für die Bewältigung einer chronischen Krankheit wie RA. Befreiendes Lachen kann man auch trainieren, es gibt dazu sogar Kurse, beispielsweise Lachyoga. Also: auf geht's! (POS1029)

CT zeigt fortschreitende Gelenkschäden an

Dänische Forscher sind der Frage nachgegangen, ob es ausreicht, Röntgenbilder im Verlauf einer Therapie einer RA anzufertigen, um ein Fortschreiten der Zerstörungen und vor allem neue Gelenkschäden zu entdecken – oder ob dies mit Computertomografien (CT) besser gelingt. In die Studie wurden prospektiv 359 Betroffene mit RA aufgenommen.

Das  Forschungsteam untersuchte sie zu Beginn der Studie und ein Jahr später mit beiden Bildgebungsverfahren an jeweils zwei der am stärksten betroffenen Fingergrundgelenken. Mithilfe von Röntgenaufnahmen fanden sie im ersten Jahr 33 Betroffene mit fortschreitenden Gelenkschäden, im CT erhöhte sich diese Zahl auf 40.

Fazit

Es ist für die Therapie der RA entscheidend, ob trotz Therapie weiter fortschreitende Erosionen entdeckt werden – dann muss ein Therapiewechsel erfolgen. Röntgenbilder allein reichen dazu nicht aus. Ob CT oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) besser ist, kann diese Studie nicht beantworten. Es lohnt aber offenbar, auch im Verlauf einer stabilen Erkrankung mit dieser Bildgebung die Gelenke zu untersuchen, um ein öglicherweise verdecktes Fortschreiten zu erfassen. (POS0628)

Mit NSAR rasch zur Remission

Bei einer frühen axialen Spondyloarthritis, zum Beispiel Morbus Bechterew, kann mit einer mindestens vierwöchigen Therapie mit mindestens zwei nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) in über 60 Prozent eine Remission erreicht werden. Dies gilt für Betroffene, die noch nicht lange an der Erkrankung leiden.

Bei Erreichen einer Remission endete die Therapie, allerdings flammte die Erkrankung bei 84,8 Prozent innerhalb eines Jahres wieder auf. Erzielten die NSAR keine Remission, erhielten die Betroffenen den TNF-alpha-Blocker Golimumab. Unter den so Behandelten trat deutlich seltener ein Rückfall auf. Risikofaktoren für einen Rückfall waren das männliche Geschlecht, Rauchen sowie eine höhere Krankheitsaktivität gleich zu Beginn.

Fazit

Erstaunlich ist die Tatsache, dass im frühen Stadium der Erkrankung rasch ein Stillstand erreicht werden kann – allerdings drohen Rückfälle, sobald die Therapie endet. Helfen die NSAR nicht, ist es erfolgversprechender, ein Biologikum zu geben als bei den NSAR zu bleiben. Allerdings dauert es oft Jahre, bis die Diagnose einer axialen Spondyloarthritis korrekt gestellt wird. (OP0132)

Der EULAR-Kongress

Über 14.000 Rheumatologen, Therapeuten, medizinische Fachassistenzen und Betroffene trafen sich vom 12. bis 15. Juni 2024 in Wien zum EULAR-Kongress. Auch viele Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Rheuma-Liga waren vor Ort. 

Autor: Prof. Stefan Schewe ist Internistischer Rheumatologe in München und Ebersberg und ärztlicher Berater der Deutschen Rheuma-Liga.

Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 5-2024. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).

Partizipative Forschung

Die Deutsche Rheuma-Liga fördert Forschungsprojekte, die den Ansatz der Partizipativen Forschung verwirklichen. Besonders in der Versorgungsforschung können Patienten ihre praktischen Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung in Forschungsprojekte einbringen.

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