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Rheumakranke brauchen verlässliche Versorgungsstrukturen

Hintergrund

Menschen mit einem Verdacht auf eine entzündlich-rheumatische Erkrankung benötigen eine spezialisierte Versorgung. Je früher mit der Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Chancen, eine geringe Krankheitsaktivität zu erreichen und die Symptome dauerhaft einzugrenzen oder sogar abzustellen. Nicht gut behandelt verkürzt sich die Lebenserwartung von Menschen mit Rheuma um mehrere Jahre. Dies gilt gleichermaßen für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche.

Schnelle Terminvergabe sicherstellen

Damit eine schnelle Terminvergabe gelingt, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein:

Hausärztinnen und Hausärzte sowie Orthopädinnen und Orthopäden überweisen schnellstmöglich an Spezialisten. Das Problem: Viele kennen sich zu wenig mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen aus. Notwendig sind daher gezielte Fortbildungen für grundversorgende Ärztinnen und Ärzte.

Es gibt genügend spezialisierte Ärztinnen und Ärzte in der Versorgung. Dies ist jedoch nicht der Fall. Die Kerndokumentation der regionalen Rheumazentren (2022) zeigt, dass bei 25 Prozent der Betroffenen mit rheumatoider Arthritis und bei 58 Prozent der Betroffenen mit Morbus Bechterew mehr als ein Jahr bis zur Diagnosestellung verging.  Bei anderen Erkrankungen wie dem systemischen Lupus Erythematodes (Autoimmunerkrankung) vergehen sogar mehr als zwei Jahre.

Zu diesen Erschwernissen kommt hinzu, dass der Ausbau von Frühsprechstunden, die von einem Teil der rheumatologischen Praxen und Ambulanzen zur raschen Abklärung von Verdachtsdiagnosen angeboten werden, nicht flächendeckend vorhanden ist. Dies hat zur Folge, dass zwischen der Erstvorstellung und dem nächstmöglichen Kontrolltermin mehr als drei Monate liegen können. Das ist zu lang, der Ausbau dieser Angebote muss deshalb vorangetrieben und finanziell unterstützt werden.

Hinzu kommt, dass die rheumatologische Versorgung in Deutschland durch regionale Unterschiede gekennzeichnet ist. Insbesondere in ländlichen Gebieten zeigt sich eine deutliche Unterversorgung.  Dies bedeutet, dass neben den Wartezeiten zusätzlich weite Anfahrtswege zu bewältigen sind.

Mehr Rheumatologinnen und Rheumatologen in die Versorgung

Für eine bedarfsgerechte Versorgung rheumakranker Menschen in Deutschland werden rund 1.400 internistische Rheumatologinnen und Rheumatologen benötigt. Derzeit fehlen etwa 700 Rheumatologinnen und Rheumatologen in der ambulanten Versorgung.

Teil des Problems sind die Bedingungen an den Universitäten und in der Weiterbildung. Nur 10 von 38 Universitäten haben einen eigenständigen Lehrstuhl für Rheumatologie; an weniger als der Hälfte der medizinischen Fakultäten ist die Rheumatologie Pflichtfach. Landesregierungen und Universitäten müssen die Zahl der rheumatologischen Lehrstühle an den Universitäten zu erhöhen. Darüber hinaus sind mehr Weiterbildungsstellen im stationären und ambulanten Bereich erforderlich, um die Zahl der Facharztabschlüsse in der Rheumatologie dauerhaft zu erhöhen.

Kinderrheumatologie fördern

Auch in der Kinderrheumatologie müssen Lehre und Forschung gestärkt und ausgebaut werden, denn an vielen Fakultäten ist die Kinderrheumatologie gar nicht vertreten. Bundesweit gibt es keinen einzigen eigenständigen Lehrstuhl.

Zum Verständnis: Die kinderrheumatologische Versorgung erfolgt überwiegend ambulant in Spezialambulanzen, bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten oder in Zentren. Viele Familien müssen für einen Termin lange Anfahrtswege von 100 km und mehr in Kauf nehmen. Um die Versorgungsqualität zu verbessern, muss die Vernetzung und Kooperation von Zentren, Ambulanzen und Praxen ausgebaut und von den Krankenkassen finanziell gefördert werden. Regionale Versorgungslücken in einzelnen Bundesländern müssen geschlossen werden. Entlastung könnte z. B. der verstärkte Einsatz von Telemedizin, der Betrieb von Zweigpraxen und Ähnliches schaffen.

Transition gestalten

Der Übergang von der Kinder- zur Erwachsenenrheumatologie ist insbesondere durch den Betreuungswechsel eine kritische Phase: Jede dritte jung erkrankte Person bricht die Therapie an dieser Stelle ab. Ein Fünftel der Jugendlichen benötigt für den Übergang mehr als ein halbes Jahr. Ein Fünftel aller in der Jugend Betroffenen braucht länger als sechs Monate, um mit dem Betreuungswechsel zurechtzukommen.

Erschwerend kommt hinzu, dass in der Erwachsenenrheumatologie lange Wartezeiten auf Termine bestehen. Für einen erfolgreichen Übergang ist es jedoch notwendig, einen schnellen und niedrigschwelligen Zugang in die Erwachsenenrheumatologie zu schaffen. Die bisherige Vergütung im Rahmen von Selektivverträgen muss zu Gunsten einer Vergütung im Rahmen der Regelversorgung ersetzt werden.

Koordinierte Versorgung muss Regelversorgung sein

Im Jahr 2018 wurde die ambulante spezialfachärztliche Versorgung (ASV) für entzündlich-rheumatische Erkrankungen eingeführt. Im April  2024 waren bundesweit 77 Teams zum Leistungsbereich Erwachsene etabliert, in der Kinder- und Jugendrheumatologie 8 Teams. Eine Evaluation der ASV Rheumatologie (GOAL-ASV) hat jedoch gezeigt, dass unter anderem beim Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern sowie bei der Versorgungsqualität und dem Patientennutzen noch Verbesserungsbedarf besteht.

Im Jahr 2021 hat der Gemeinsame Bundesausschuss ein strukturiertes Behandlungsprogramm (DMP) für die Rheumatoide Arthritis beschlossen. Bislang wurden jedoch keine Verträge zwischen Krankenkassen und Leistungserbringern geschlossen.

Qualität der stationären Versorgung sichern

An der akutstationären Versorgung von Rheumakranken sind sowohl rheumatologische und kinderrheumatologische Fachkliniken als auch Allgemeinkrankenhäuser und Universitätskliniken bzw. Fachkliniken für Endoprothetik (künstliche Gelenke) oder Wirbelsäulenerkrankungen beteiligt. Die 2024 auf den Weg gebrachte Krankenhausreform muss sicherstellen, dass die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten für Rheumakranke auch unter den neuen Bedingungen erhalten bleiben. Darüber hinaus bietet die Reform die Chance, fehlende Weiterbildungsstellen sowohl in der Rheumatologie als auch in der Orthopädie zu schaffen.

In der rheumatologischen Versorgung besteht Handlungsbedarf hinsichtlich der Kooperation zwischen den Sektoren. So sollte die Expertise rheumatologischer Krankenhäuser und Fachabteilungen stärker für die ambulante Versorgung genutzt werden. Gleiches gilt für den Austausch der stationären Einrichtungen untereinander.

 

Versorgungslücken führen zu Funktionseinschränkungen, schädigen die Gelenke und verkürzen die Lebenszeit

Unser Lösungsansatz

  • Für den Ausbau von Frühsprechstunden zur Abklärung von Verdachtsdiagnosen werden finanzielle Anreize gesetzt.
  • Der schnelle Zugang zum Facharzt und die Sicherstellung der zeitnahen Weiterversorgung wird in der Regelversorgung realisiert.
  • Die Zahl der rheumatologischen Lehrstühle an den Universitäten wird erhöht.
  • Den Vertragspartnern werden Fristen zur Umsetzung des DMP Rheumatoide Arthritis gesetzt.
  • In der Vergütung der Krankenhäuser werden finanzielle Anreize so gesetzt, dass Weiterbildungsstellen in der Rheumatologie und Orthopädie erhalten bleiben und ausgebaut werden.
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