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Sarkopenie: Wenn die Kraft im Alter nachlässt

Wer an Sarkopenie leidet, verliert Muskelmasse und körperliche Ausdauer. Menschen mit rheumatoider Arthritis sind laut eines Forschungsprojekts, das die Deutschen Rheuma-Liga gefördert hat, elfmal häufiger betroffen als Gleichaltrige ohne entzündliche Erkrankungen.

Was ist Sarkopenie?

Der Verlust von Muskelmasse sowie die Abnahme der Muskelkraft und der körperlichen Ausdauer sind kennzeichnend für Sarkopenie. Das Syndrom betrifft mindestens jeden zweiten Menschen über 80 Jahren. Betroffene mit rheumatoider Arthritis (RA) sind elfmal häufiger davon betroffen als Gleichaltrige ohne entzündliche Grunderkrankung. Außerdem zeigt sich das Problem schon in jüngeren Jahren. Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, gefördert von der Deutschen Rheuma-Liga.

Der Begriff "Sarkopenie" stammt aus dem Griechischen (sarx = Fleisch + penia = Verlust). Menschen mit Sarkopenie haben eine geringe körperliche Leistungsfähigkeit, eine höhere Neigung zu Stürzen – und damit zu Knochenbrüchen. Zudem verschlechtert sich die Lebensqualität und es droht der Verlust der Selbstständigkeit. Sarkopenie- Patienten sterben früher als Gleichaltrige ohne altersbedingten Muskelschwund.

Übergewicht und Sarkopenie

Wenn im Alternsprozess die Muskelmasse abnimmt, kann sich an Stelle fehlender Muskelfasern Fettgewebe ablagern. Zusätzliches Fett sammelt sich auch rund um die Taille an. Somit ist eine Sarkopenie bei jedem Gewicht möglich. Die Kombination von Sarkopenie und Übergewicht („sarkopenische Adipositas“) ist besonders problematisch, weil das übermäßige Körperfett zusätzlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Das alleinige Messen des Körpergewichts sagt also genauso wie der Body- Mass-Index nichts darüber aus, ob genügend Muskelmasse vorhanden ist.

Geh-Tempo als Hinweis

International ist für die Diagnose eine Stufenleiter festgelegt. Einen ersten Hinweis gibt das Geh-Tempo über eine Strecke von vier Metern. Sie sollte auch bei Menschen über 65 Jahren über 0,8 Meter pro Sekunde liegen. Zudem misst der Arzt die Stärke des Griffs, ein Maß für die Muskelkraft der Hand, mit einem Handkraft-Messgerät. Ein Sarkopenie-Verdacht besteht, wenn die Griffstärke bei Männern über 65 Jahren unter 27 Kilogramm (Frauen: 16 Kilogramm) beträgt. Schließlich kann die direkte Muskelmasse durch die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) gemessen werden, eine Methode, die in ähnlicher Weise auch bei der Knochendichtemessung Anwendung findet. Eine sogenannte Bioimpedanz-Analyse hilft dabei, die Körperzusammensetzung zu bestimmen.

Risikofaktor Entzündung

Vor allem für die rheumatoide Arthritis ist bekannt, dass der chronische Entzündungsprozess genau wie der Alterungsprozess zur Sarkopenie führen kann. Bei schwer Betroffenen kann Bewegungsmangel die Symptome verstärken. Nach internationalen Untersuchungen ist ein solcher Muskelschwund bei bis zu zwei Dritteln der älteren Betroffenen zu beobachten – darunter auch normal- und übergewichtige Patienten. Entzündung, Immobilität und Alterungsprozess bilden nun wiederum einen Teufelskreis. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass eine Beziehung zwischen Sarkopenie und hoher Krankheitsaktivität der rheumatoiden Arthritis besteht: Je höher die Krankheitsaktivität, umso größer ist der Verlust an Muskelmasse und Funktion.

Im Gegensatz zur Normalbevölkerung betrifft die Sarkopenie Menschen mit rheumatoider Arthritis bereits im mittleren Lebensalter. Dies wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts, das die Deutsche Rheuma-Liga gefördert hat, ermittelt.

289 Patienten ab 18 Jahren mit rheumatoider Arthritis nahmen an dem Forschungsprojekt teil. Die Ergebnisse wurden mit denjenigen von Menschen ohne entzündliche Grunderkrankung verglichen. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass RA Patienten elfmal häufiger von Sarkopenie betroffen sind als die Kontrollgruppe. Außerdem sind RA Patienten in jüngerem Alter von Sarkopenie betroffen als Menschen ohne eine entzündliche Grunderkrankung.

Ähnliches gilt laut einer anderen Studie für entzündliche Wirbelsäulenerkrankungen, die Spondyloarthritiden: Im Vergleich zu einer gleichaltrigen Kontrollgruppe hatten 62 Prozent der Patienten mit entzündlicher Wirbelsäulenerkrankung bei einem Durchschnittsalter von 46 Jahren eine Sarkopenie.

In der Studie stellte sich außerdem heraus, dass RA-Patienten mit Sarkopenie eher ein niedriges Körpergewicht im Verhältnis zur Körpergröße haben (also eher einen niedrigen „Body-Mass-Index“ [BMI] aufweisen) als RA-Patienten ohne Sarkopenie. Außerdem waren RA-Patienten mit Sarkopenie im Mittel länger an RA erkrankt und wiesen eine höhere Krankheitsaktivität auf. Zu guter Letzt war die Funktionseinschränkung im Alltag (zunehmende Behinderung und Bewegungseinschränkung) bei RA-Patienten mit Sarkopenie höher als bei jenen ohne Sarkopenie. Diese Unterschiede stellen Risikofaktoren für die Entwicklung einer Sarkopenie dar. Alter und Geschlecht hatten keinen Einfluss auf das Auftreten einer Sarkopenie.

Die Studie zeigt in Übereinstimmung mit anderen Studien, dass die Ausbildung einer Sarkopenie mit der Krankheitsdauer der rheumatoiden Arthritis und nicht mit einem höheren Alter der Patienten verbunden ist. Entsprechend sollten Maßnahmen gegen die Sarkopenie bei Rheumapatienten schon in jüngeren Jahren erfolgen.

Bewegung als Therapie

Die wichtigste Maßnahme ist die optimale Behandlung der Grunderkrankung. Durch eine wirksame sogenannte Basistherapie verschwindet die Entzündung und die Entwicklung einer Sarkopenie kann verzögert oder verhindert werden. Krafttraining erhöht die Muskelkraft und verbessert die Balance. Bei älteren Frauen, die regelmäßig Sport treiben, verringert sich das Sarkopenie-Risiko um die Hälfte.

Wer seine Muskulatur regelmäßig „fordert“, kann sogar im Alter noch eine Zunahme der Muskelmasse und eine Verbesserung der Funktion erreichen. Treppensteigen reduziert das Sturzrisiko. Natürlich ist jedes Muskeltraining auch vom jeweiligen Gelenkzustand abhängig. Die geschulten Physiotherapeuten in den Kursen der Deutschen Rheuma-Liga wissen sehr genau, welches Training möglich ist – vom bloßen „Gehen“ für schwer Betroffene bis hin zum echten Krafttraining. Am besten ist es, zwei- bis dreimal pro Woche ein angepasstes Übungsprogramm zu absolvieren – und zwar dauerhaft, denn wer aufhört, sich zu bewegen, muss damit rechnen, dass die Sarkopenie erneut auftritt. Kraft und Balance werden wirkungsvoll im Rahmen des Funktionstrainings der Deutschen Rheumal-Liga trainiert. 

Mehr zum Funktionstraining

 

Hinzu kommt die Ernährung: Eine eiweißarme Ernährung begünstigt den Muskelabbau, denn Muskeln bestehen aus diesem Stoff. Milch und Milchprodukte sind wichtige Eiweißträger, ebenso Fisch und Geflügel. Ob eine alleinige Eiweißzufuhr als Medikament hilfreich ist, ist zurzeit noch wissenschaftlich umstritten. Und ob diese Ernährungsempfehlungen auch für Rheuma-Patienten gelten, ist noch nicht geklärt. Ob die Einnahme von Vitamin D oder eine Hormontherapie wirksam sind, bleibt noch Gegenstand der Forschung. Auch zahlreiche gängige Medikamente (z.B. bestimmte Blutdrucksenker) werden neben ganz neuen, speziellen Sarkopenie-Medikamenten (z.B. Biologika) auf ihre Wirksamkeit bei der Behandlung der Sarkopenie untersucht.

Rauchen verschlechtert nicht nur das Ansprechen auf die Behandlung der rheumatoiden Arthritis, sondern begünstigt auch die Entstehung einer Sarkopenie.

Autoren

Prof. Dr. Erika Gromnica-Ihle ist Ehrenpräsidentin der Deutschen Rheuma-Liga.

Dr. Jürgen Clausen ist Referent für Forschung bei der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V.

Stand: Oktober 2020

Forschungsprojekt "Sarkopenie"

Menschen mit rheumatoider Arthritis haben ein höheres Risiko, an Sarkopenie zu erkranken. Das ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts der Deutschen Rheuma-Liga.

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