Was wirkt wirklich?
Akupunktur, Biofeedback, Magnetfeldtherapie – wie sinnvoll sind alternative Therapiemethoden? Die englische Forschungsgemeinschaft „Arthritis Research UK“ hat die bisherigen Erkenntnisse in ihrem CAT-Report zusammengefasst.
Die Begriffe Alternativmedizin/Komplementärmedizin umfassen ein breites Spektrum von Heilmethoden, die nicht Teil der Tradition des jeweiligen Landes sind und nicht in das bestehende Gesundheitssystem integriert sind“, lautet die Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO.
In Deutschland haben schätzungsweise bereits 40 Prozent der Patienten mit rheumatoider Arthritis, Arthrose, Nacken- oder Rückenschmerzen bei alternativen oder ergänzenden Therapien Hilfe und Erleichterung gesucht. Fest steht: Etwa neun Milliarden Euro pro Jahr geben die Deutschen für komplementär- und/oder alternativmedizinische Verfahren aus. Fünf Milliarden Euro davon zahlen die Patienten selbst. Vier Milliarden Euro erstatten die Krankenkassen. 40.000 Ärzte bieten hierzulande entsprechende Therapien an.
Die Tatsache, dass auch ein Viertel aller Briten ihr Heil im alternativen oder komplementären, also ergänzenden Medizinbereich sucht, bewog die englische Forschungsgemeinschaft „Arthritis Research UK“, bislang existierende Studien in ihrem CAT-Report (complementary and alternativ therapies) von 2013 zusammenzufassen. Die folgende Übersicht zeigt eine Auswahl der bewerteten Heilmethoden. Auf die Methodik dieser Analyse, die der Report ausführlich erörtert, gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Auch in Deutschland unbekannte oder nicht anerkannte Heilformen lassen wir außen vor. Die Zahlen in der ersten Spalte unserer Tabelle beziehen sich auf die Nachweise zur Wirksamkeit der jeweiligen Anwendung.
- Es gibt keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass diese Therapie wirkt – oder es gibt wenige Belege für eine Wirksamkeit, jedoch überwiegen Belege, dass die Therapie nicht wirkt.
- Könnte wirken, doch bestehen ernsthafte Zweifel an der Aussagekraft der vorliegenden Studien.
- Wirkung unklar – die vorliegenden Studien widersprechen sich möglicherweise.
- Wahrscheinlich wirksam, auch wenn die Studienlage nicht eindeutig ist. Die Wirksamkeit ist gut belegt. Allerdings sagt diese Einstufung nichts darüber aus, wie stark die belegte Wirkung ist.
Die „Ampel“ bezieht sich auf die belegten Nebenwirkungen. Grün bedeutet, dass Nebenwirkungen selten auftreten und geringfügig sind. Gelb bedeutet, dass Nebenwirkungen möglich sind, die entweder geringfügig sind, dafür aber häufiger auftreten können, oder aber schwerwiegender als bei der grünen Bewertung sind. Bei einer roten Einstufung liegen Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen vor – bei den ausgewählten Therapien trat diese Einstufung nicht auf. Die Ampelkennzeichnung sagt nichts über die Wirksamkeit aus. Falls keine aussagekräftigen Daten vorliegen, erfolgt auch keine Einstufung zur Sicherheit – in der Tabelle stellen wir dies mit einem X dar.
Der CAT-Report beschränkt sich auf vier Krankheitsbilder:
• rheumatoide Arthritis (RA)
• Arthrose
• Fibromyalgie
• Kreuzschmerz
Beim Kreuzschmerz wird im Report darauf hingewiesen, dass es hier im Gegensatz zu den anderen Krankheitsbildern bis heute keine international anerkannte, einheitliche Definition gibt, was auch an der Schwierigkeit seines exakten Nachweises liegt. Wichtig: In dieser Zusammenfassung des werden keine Krankheitsbilder definiert und keine der aufgeführten Therapien detailliert beschrieben. Auch eine weitere Bewertung erfolgt nicht, es werden lediglich die Ergebnisse des Reports dargestellt.
Für viele Behandlungsmethoden jenseits der Schulmedizin müssen die Patienten selbst aufkommen, so etwa für sämtliche Therapien bei einem Heilpraktiker. Ob die gesetzlichen Krankenversicherungen die Kosten für eine Behandlung ganz oder teilweise übernehmen, hängt von der jeweiligen Krankenkasse, dem behandelnden Therapeuten und seinen Qualifikationen sowie von der Diagnose ab.
So zahlt die gesetzliche Krankenkasse zum Beispiel in der Regel Akupunkturbehandlungen, wenn chronische Schmerzen in der Lendenwirbelsäule bestehen oder eine schmerzhafte Knie-Arthrose vorliegt. Voraussetzung ist, dass der behandelnde Arzt entsprechend qualifiziert ist. Eine große Anzahl von Kassen hat zudem spezielle Verträge abgeschlossen, die beispielsweise die Abrechnung einer homöopathischen Behandlung bei einem entsprechend ausgebildeten Schulmediziner ermöglichen.
Grundsätzlich gilt: Wenn Sie sich für eine Behandlung jenseits der Schulmedizin interessieren, sollten Sie sich als Erstes mit Ihrer Krankenkasse in Verbindung setzen und klären, welche Möglichkeiten für Sie bestehen.
Wirksamkeit alternativer Heilmethoden bei Rheumatoider Arthritis
Heilmethode | Belegte Wirksamkeit | Sicherheit | |
---|---|---|---|
Autogenes Training | 1 | grün | |
Entspannungstherapie | 2 | grün | |
Qigong | Kein Nachweis | X | |
Tai-Chi | 2 | grün | |
Chiropraktik | Kein Nachweis | X | |
Massage | Kein Nachweis | X | |
Osteopathie | Kein Nachweis | X | |
Reflexzonenmassage | Kein Nachweis | X | |
Akupunktur | 1 | grün | |
Alexandertechnik | Kein Nachweis | X | |
Biofeedback | 2 | grün | |
Hypnose | Kein Nachweis | X | |
Magnetfeldtherapie | 1 | grün |
Legende der Tabelle
Belegte Wirksamkeit1. Keine oder unzureichende Belege
2. Wenig aussagekräftige Hinweise auf Wirkung
3. Widersprüchliche Hinweise zur Wirkung
4. Wahrscheinlich wirksam
5. Wirksamkeit gut belegt
Sicherheit:
- Nebenwirkungen geringfügig und selten
- Nebenwirkungen geringfügig aber häufig oder etwas schwerwiegender
- Schwerwiegende Nebenwirkungen bekannt
- X = Keine Aussage möglich
Fazit des Reports
Von den 13 hier ausgewählten Therapien haben sich drei als wahrscheinlich oder sicher wirksam erwiesen: Akupunktur, Tai-Chi und Massage, die in Deutschland übrigens zur Schulmedizin gehört. Diese Methoden wirken bei Arthrose, Fibromyalgie oder Rückenschmerzen. Keine einzige Methode wirkt bei rheumatoider Arthritis.