Viele Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) erinnern sich an die Zeit, in der sie erste Beschwerden entwickelten. Schmerzende Gelenke, Steifigkeit der Gelenke, vor allem in den Morgenstunden. Manchmal halten die Beschwerden über Wochen und Monate an und wechseln ihren Charakter – und sind oft begleitet von Müdigkeit.
Häufig fehlen in dieser Phase die typischen Schwellungen der Gelenke, die Zeichen der Gelenkentzündung. Ärzten fällt es deshalb schwer, eine Diagnose zu stellen. Was geschieht in dieser Phase im Körper?
Forschungsarbeiten der letzten Jahre haben gezeigt, dass viele immunologische Prozesse, die mit der Entwicklung der Erkrankung zusammenhängen, bereits lange vor dem Auftreten erster Symptome im Körper ablaufen. Tatsächlich ist die krankhafte Störung des Abwehrsystems meist bereits voll entwickelt, wenn Gelenkschwellungen klinisch erkennbar werden.
Es ist das Anliegen unserer Arbeitsgruppe (Anmerkung: Arbeitsgruppe des Autors, Dr. Hans Ulrich Scherer), diese Prozesse in der frühen (Vor-)Phase der Erkrankung zu verstehen. Ein Ziel ist es, die RA früher zu erkennen und zu behandeln. Doch unsere Arbeit geht noch weiter: Könnte es sein, dass die Fehlleitung des Immunsystems in einer sehr frühen Phase noch reversibel ist? In diesem Fall müsste es möglich sein, früh therapeutisch einzugreifen und so den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Da die Beschwerden in der frühen Phase allerdings oft noch unspezifisch sind, brauchen Ärzte gute Parameter, anhand derer sie die Entwicklung der Erkrankung nachvollziehen und vorhersagen können.
Antikörper im Fokus
Bei einem Großteil der Patienten mit RA finden sich Antikörper, die sich gegen körpereigene Strukturen richten. Die bekanntesten dieser Autoantikörper sind Rheumafaktoren. Spezifischer als Rheumafaktoren jedoch sind Antikörper, die sich gegen citrullinierte Eiweißmoleküle (Proteine) richten. Sie heißen Antikörper gegen Citrullinierte Protein-Antigene, kurz: ACPA. ACPA kommen fast ausschließlich bei Patienten mit RA vor – Ärzte finden sie nur sehr selten bei anderen Erkrankungen.
Bei ACPA handelt es sich überwiegend um Immunglobuline der Klasse G. Sie richten sich gegen die Aminosäure Citrullin, das ist ein spezieller Baustein von Eiweißen, der unter bestimmten Umständen im Körper entsteht. Das Vorkommen von Citrullin selbst ist physiologisch – also normal. Es ist bis heute nicht genau bekannt, warum der Körper ACPA bildet und warum sich diese Antikörper gerade gegen diese körpereigenen Strukturen richten. Es gibt jedoch Hinweise darauf, dass die Fähigkeit zur Bildung von ACPA bereits im gesunden Repertoire des menschlichen Erbguts enthalten sein kann.