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Warum Gesundheitskompetenz wichtig ist

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Rheuma Publikationen

Nur knapp ein Viertel der chronisch Kranken hat eine exzellente oder zumindest ausreichende Gesundheitskompetenz.

Man könnte meinen, dass chronisch Kranke automatisch Experten für die Bewältigung ihrer Erkrankung sind: Sie kennen ihre Symptome, tauschen sich regelmäßig mit Ärzten, Therapeuten und anderen Betroffenen aus und wissen, welche Auswirkungen ihre Erkrankung auf ihren Alltag hat. Doch gemäß einer Studie zur Gesundheitskompetenz in Deutschland haben 2020 nur knapp 25 Prozent der chronisch Kranken eine exzellente oder zumindest ausreichende Gesundheitskompetenz.

Bei gesunden Menschen liegt dieser Anteil mit etwa 45 Prozent deutlich höher. Warum ist das so, und wie kann man die Gesundheitskompetenz von chronisch Kranken verbessern? Wie wirkt sich das auf den Krankheitsverlauf und den Gesundheitszustand von Betroffenen aus?

Informationen sind überall

Heutzutage sind Ärzte, Therapeuten, Pflegepersonal und Apotheker nicht mehr die einzigen Quellen für gesundheitsrelevante Informationen. Vor allem das Internet bietet nahezu unendlich viele Infos – nicht immer von guter Qualität. So halten sich gewisse Krankheits- und Therapiemythen hartnäckig. Die Auswahl hochwertiger Informationen bleibt eine Herausforderung.

Um Informationen richtig zu verstehen, einordnen zu können und um Entscheidungen treffen zu können, sind bestimmte Fähigkeiten notwendig, die als Gesundheitskompetenz bezeichnet werden. Eine eingeschränkte Gesundheitskompetenz hat laut bisheriger Studien negative Auswirkungen auf den Gesundheitszustand, das Gesundheitsverhalten und damit auch auf den Verlauf einer chronischen Erkrankung.

Das Stufenmodell der Gesundheitskompetenz wird in drei Abschnitte aufgeteilt. Die funktionale Gesundheitskompetenz beschreibt die Basis mit der kognitiven Fähigkeit,  Gesundheitsinformationen zu verstehen und umzusetzen, also die Grundfertigkeiten von Lesen, Schreiben und Hören. Die interaktive Gesundheitskompetenz beschreibt darauf aufbauend die kognitiven und sozialen Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, eine aktive Rolle in der Gesellschaft in Bezug auf unsere Gesundheit einzunehmen. Dazu zählen beispielsweise die aktive Informationsbeschaffung und der Austausch über Gesundheitsinformationen.

Die kritische Gesundheitskompetenz baut auf der interaktiven Kompetenz auf und ermöglicht es, Informationen und Anweisungen nicht nur zu verstehen und umzusetzen, sondern auch kritisch zu betrachten und Entscheidungen abwägen zu können. Ein Beispiel soll dies verdeutlichen:

  1. Der Arzt sagt einem Betroffenen mit Arthrose, dass Bewegung wichtig ist.
  2. Der Betroffene informiert sich über verschiedene sportliche Angebote, tauscht sich mit anderen darüber aus.
  3. Der Betroffene wählt aus allen Angeboten die für seine Einschränkungen, Bedürfnisse etc. das richtige Sportangebot, um seine persönliche Situation zu verbessern.

Dabei sind nicht nur die einzelnen Stufen wichtig, sondern auch, wie sich die Gesundheitskompetenz entwickelt. Gerade Patienten mit einer chronischen Erkrankung müssen bestimmte Kompetenzen und Selbstmanagementfähigkeiten besitzen, um ihre Erkrankung und damit verbundene Herausforderungen zu bewältigen.

Von der Wissensaneignung bis zur Entscheidungsfindung

Betroffene erwerben ihre Gesundheitskompetenz dabei in verschiedenen Stadien von der Wissensaneignung bis zur fundierten Entscheidungsfindung. 

Level 1 befasst sich mit der Entwicklung von Gesundheitskompetenz. Der erste Schritt ist das Erwerben von generellem Gesundheitswissen, etwa durch das Lesen von gesundheitsbezogenen Informationen.

Schritt 2 umfasst die Entwicklung von gesundheitsbezogenen Kompetenzen, also zum Beispiel Probleme lösen und Entscheidungen treffen mithilfe der im ersten Schritt erlangten Informationen.

Im 3. Schritt tauscht sich der Betroffene aktiv mit Gesundheitsexperten aus, kann nach Behandlungen oder Leistungen verlangen, eigene Bedürfnisse und Probleme benennen und Entscheidungen treffen.

Dies bildet die Grundlage, um eigene Entscheidungsoptionen zu entwickeln („informierte Meinung“, Schritt 4).

Im letzten und fünften Schritt kann der Betroffene eine unabhängige und fundierte Entscheidung selbstbestimmt treffen.

Wachsendes Wissen und Verständnis führen dazu, dass Betroffene lernen, den eigenen Gesundheitszustand zu managen und sich aktiv zum Beispiel bei Arztbesuchen einzubringen (Level 2). Dieser Prozess wird beeinflusst von der eigenen Motivation, der Stimmung sowie möglicher oder fehlender Unterstützung. Denn wenn jemand nicht in der Lage ist, Gesundheitsinformationen richtig zu verstehen und einzuordnen, beeinträchtigt dies auch die Krankheitsbewältigung: Betroffene können dann Anweisungen ihres Arztes nicht richtig befolgen, nehmen zum Beispiel Medikamente nicht richtig ein oder befolgen Therapieanweisungen nicht. Das kann gesundheitliche Probleme verschärfen.

Selbstmanagement und Empowerment

Die Beziehung zwischen Arzt und Patient entwickelt sich immer mehr zu einem partizipativen Modell: Der informierte Patient übernimmt zunehmend Verantwortung und wird durch die Beratung von Gesundheitsexperten wie Ärzten, Therapeuten etc. dazu befähigt, selbst eine kompetente Entscheidung zu treffen.

Eine gemeinsame Entscheidungsfindung und die Einbeziehung des Patienten ist nur möglich, wenn der Betroffene auf Augenhöhe mit dem Arzt sprechen kann. Das Patientenrechtegesetz regelt die Informations- und Aufklärungspflicht gegenüber dem Patienten und fördert dadurch diese Sichtweise. Ein zentrales Instrument zur Erhöhung der Gesundheitskompetenz sind Patientenschulungen, die zu besserem Selbstmanagement führen können.

In enger Verbindung zum Selbstmanagement steht die Übernahme von Verantwortung und Selbstständigkeit (Empowerment). Denn alle Fähigkeiten und Kompetenzen, die ein Betroffener im Rahmen einer Patientenschulung erlernt, muss er mit Eigenverantwortung im Alltag umsetzen. Studien haben bereits positive Effekte von Patientenschulungen bewiesen: So hatten geschulte Betroffene mit entzündlichrheumatischen Erkrankungen weniger funktionale Einschränkungen, weniger entzündete Gelenke, eine bessere Selbstbeurteilung und langfristig einen positiven Trend bezüglich des Funktionsstatus.

Solche Schulungen vermitteln Wissen über die Erkrankung und über die gängigen Therapiemöglichkeiten und leisten Hilfestellung bei der Alltags- und Krankheitsbewältigungskompetenz. Damit verfolgt die Patientenschulung im Grunde den Weg zur Gesundheitskompetenz mit seinen beschriebenen Schritten und ermöglicht damit den Betroffenen Handlungskompetenz und Selbstbestimmtheit in der Krankheitsbewältigung und Entscheidungsfindung von Therapieoptionen.

Wer bietet Patientenschulungen an?

Viele Reha- und Fachkliniken bieten Schulungsprogramme an. Neben fachärztlichen Praxen, die mit Schulungsteams zusammenarbeiten, bieten auch Mitglieds- und Landesverbände der Deutschen Rheuma-Liga Patientenschulungen an. Darüber hinaus gibt es bei der Rheuma-Liga zahlreiche Vorträge, Seminare und Selbstmanagementkurse in unterschiedlicher Form.

Autorin: Kristin Luhmeyer ist Redaktionsmitglied der Mitgliederzeitschrift "mobil" und hat Gesundheitskommunikation studiert.

Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 1-2024. Sechs Mal im Jahr erhalten nur Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift (jetzt Mitglied werden).

Film ab: Unabhängige Informationen analog und digital

„Es ist unser wesentliches Anliegen, Betroffenen umfassende Hilfe beim Umgang mit Rheuma zu geben. Dabei ist die Vermittlung von gesichertem Wissen über die Erkrankung und Therapiemöglichkeiten von besonderer Bedeutung", sagt Rotraut Schmale-Grede, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga. Deshalb bieten wir in unserer Mitgliederzeitschrift "mobil", auf unserer Internetseite und in unseren Publikationen wichtige und fachlich geprüfte Informationen für Menschen mit rheumatischen Erkrankungen. 

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