Die Stühle sind zur Seite geräumt, der Raum gehört ganz den 16 Frauen, die – teils mit geschlossenen Augen – langsam leicht in die Knie gehen und einatmend beide Arme vor dem Körper hochheben, ausatmend die Arme in einer fließenden Bewegung wieder nach unten bringen. Die Stimmung ist ruhig, konzentriert, alle atmen gleichmäßig und tief. Die Teilnehmerinnen praktizieren gerade Qigong, eine uralte, achtsame Bewegungsform aus China.
In vielen Landesverbänden und Arbeitsgemeinschaften der Rheuma-Liga gehören Workshops und Kurse, in denen sich die eigene Achtsamkeit schulen und verbessern lässt, zum Repertoire. So wird in zahlreichen Arbeitsgemeinschaften des Landesverbandes Thüringen „Tai-Chi for Arthritis“ praktiziert. Betroffene wurden dafür zu Übungsleitern ausgebildet und praktizieren gemeinsam mit Mitgliedern ihrer jeweiligen Arbeitsgemeinschaften die asiatische Bewegungsform Tai-Chi. Der heutige Kurs ist eine Weiterbildung für solche Übungsleiter, die schon viele Jahre Kurse anleiten.
Die Energie stärken
„Die Verbindung von Herz und Geist, von Emotionen und Verstand ist unerlässlich für einen Zustand, der uns präsent und mühelos durchs Leben gehen lässt“, ist sich Claudia Sonnefeld sicher. Die Jenaerin ist Lehrerin für Tai-Chi, Qigong und Seiki und leitet die Weiterbildung. Die Lebensenergie, also das Qi, welche wir über die Nahrung, den Atem, aber auch über Bewegungen aufnehmen können, soll werden. Beide Trainingsformen setzen auf sanfte und leicht fließende Übungen, die es ermöglichen, die Energie fließen zu lassen und die eigene Mitte zu finden. Die Bewegungsabläufe sollten jedoch zunächst unter Anleitung erlernt werden, bevor man sie auch daheim und allein praktizieren kann.
Das rechte Maß
Die Coronazeit empfand auch Claudia Sonnefeld als eine Zeit, in der ein jeder auf sich selbst zurückgeworfen wurde. Für sie ist es wichtig, „in allen Dingen so gut wie möglich das richtige
Maß zu finden“. Wenn sie sich beispielsweise mehr als eine Stunde am Tag mit Medien und Nachrichten beschäftigt, spürt sie die Folgen deutlich „in einer Abweichung von der eigenen
Mitte, etwa ganz konkret als melancholische Verstimmung“. Eine solche Abweichung von der eigenen Mitte habe viele Gesichter. „Einige davon sind Angst, Unruhe, Aggression, Wut.
Die richtige Balance zwischen An- und Entspannung des Körpers in Kombination mit einem freien entspannten Geist ist wichtiger denn je.“ Ob nun Yoga, Meditation, Tai-Chi oder Qigong, es gibt viele Möglichkeiten, achtsam durch seinen Alltag zu gehen. Schon durch eine einfache Übung kann jeder seine Achtsamkeit schulen, denn zwei Minuten bewusstes Stehen am Morgen genügt, um
das eigene Körperbewusstsein zu schulen. Probieren Sie aus, welche Methoden am besten zu Ihnen passen. Versuchen Sie, diese regelmäßig in den Alltag einzubauen. Eine bessere Beweglichkeit, gepaart mit weniger Schmerzen und Entspanntheit sowie dem Ruhen in sich selbst können als Belohnung winken.
Autorin: Christiane Wendel, Redakteurin der Mitgliederzeitschrift "mobil"