Die Situation ist ein Klassiker: Nach einem rheumatischen Schub oder einer Operation fällt das Gehen noch schwerer als ohnehin schon. Die behandelnde Rheumatologin verschreibt einen Rollator als Gehhilfe, um auch weiterhin selbstständiges Fortbewegen zu ermöglichen.
Der Weg des Betroffenen führt nun in der Regel zum nächsten Sanitätshaus, um den rezeptierten Gehwagen zu erhalten. Einige, allerdings nicht alle Sanitätshäuser kommen gern auch nach Hause oder in die Pflegeeinrichtung. Allerdings steht dann nicht die volle Auswahl an Rollatoren zur Verfügung.
Möglicherweise lohnt sich der Weg zum Fachgeschäft also doch. „Die meisten Menschen kommen zu uns ins Sanitätshaus“, sagt Expertin Christiane Schmitt aus Fulda. Sie berät ihre Kunden, zeigt Rollatoren und weist in den sicheren Umgang mit dem neuen Assistenten ein.
Das richtige Modell finden
Sanitätshäuser bieten in der Regel mehrere Modelle an. Herauszufinden, welches von ihnen sich am besten für den Kunden eignet, lässt sich allerdings nur durch ein Probelaufen der betreffenden Person selbst. „Das ist, wie wenn man ein Auto kauft“, erläutert Christiane Schmitt. „Da macht man ja auch vorher eine Probefahrt.“
Die Standardmodelle bei Rollatoren bezahlen übrigens die Krankenkassen. Wer ein hochwertigeres Modell vorzieht, das oft leichter und wendiger ist, muss aus eigener Tasche dazuzahlen. Rollatoren sind mittlerweile auch in verschiedenen Farben erhältlich. Allerdings bietet nicht jeder Hersteller alle Farben an. Gerade bei den Standardmodellen ist die Farbauswahl eingeschränkt.
Bitte aufrecht bleiben!
Die Angestellte eines Sanitätshauses fährt fort: „Wir im Sanitätshaus achten darauf, dass der Kunde aufrecht steht. Denn bei jedem Rollator sollte er gerade stehen.“ Sie kennt die Tücken des Rollators beim Gehen und Stehen. Insbesondere Neulinge, die bisher noch keine Erfahrungen mit Gehhilfen gemacht haben, neigen zur falschen Anwendung. Ein zu weit über den Gehwagen gebeugter Oberkörper etwa belastet die Wirbelsäule stark.
Der Körperschwerpunkt liegt bei dieser Haltung zu weit vorn, sodass das Überwinden von Hindernissen wie Teppichkanten oder Türschwellen schwierig wird. Zudem besteht die Gefahr eines Sturzes nach vorn. Ein erhöhtes Sturzrisiko birgt auch ein zu weit vor sich hergeschobener oder wie ein Einkaufswagen genutzter Rollator. Solche Fehlhaltungen führen häufig zu Rückenschmerzen, Kopfschmerzen aufgrund von Nackenverspannung oder auch Schmerzen in Händen, Handgelenken und/oder Schultern.
Die richtige Haltung
„Wir gucken, dass der Rollator richtig eingestellt wird“, merkt Christiane Schmitt dazu an, „denn sie lassen sich individuell anpassen.“ Sie erläutert, was für eine korrekte Körperhaltung ihres Kunden erforderlich ist:
- die Höhe des Rollators muss richtig eingestellt sein,
- die Hände sollen locker auf den Griffen aufliegen,
- der Benutzer muss möglichst aufrecht stehen und
- mittig zwischen den Hinterrädern gehen. Die Sitzfläche ist dabei auf Höhe der Knie, der Abstand zwischen Sitzfläche und Knie sollte so sein, dass das Gehen ohne Probleme möglich ist.
- Besondere Bedeutung kommt dabei der Höhe der Griffe zu. Als Faustregel gilt, dass die Griffe etwa auf Hüfthöhe der betreffenden Person eingestellt sein sollten. Das ist in etwa auf Höhe der Handgelenke, wenn der Betroffene gerade steht. Liegen die Griffe zu hoch, wird nicht nur das Gehen unbequem, sondern auch der Nackenbereich belastet. Sind sie dagegen zu niedrig, kann dies zu Schmerzen und Verletzungen führen.
Ein Rollator sollte immer optimal auf seine Benutzerin oder seinen Benutzer eingestellt sein, damit er die bestmögliche Unterstützung bei maximaler Sicherheit gewährleistet. Dadurch hält die Patientin oder der Patient nicht nur besser das Gleichgewicht, sondern auch die Beweglichkeit nimmt dank effizienterer Nutzung von Muskeln, Gelenken und Bändern zu. Gleichzeitig werden Muskeln und Gelenke entlastet.
Eine aufrechte Haltung führt dazu, dass die inneren Organe weniger zusammengepresst werden und deshalb das Blut besser durch die Adern fließen kann. Auch die Lungen können sich besser ausdehnen, was Atmung und Herzfrequenz verbessert.
Allerdings weist die Fachfrau für Gehhilfen ebenso darauf hin, dass jeder Kunde selbst entscheidet, welches Modell am besten zu ihm passt, und versucht, das Modell möglichst optimal an möglicherweise vorhandene Einschränkungen anzupassen. „Letztendlich ist es der Kunde, der sich mit dem Rollator wohlfühlen muss.“
Gut zu wissen: Welches Sanitätshaus ist zuständig?
Es kann vorkommen, dass Ihre Kranken- oder Pflegekasse Verträge mit einem bestimmten Sanitätshaus in Ihrer Region abgeschlossen hat. Erkundigen Sie sich dazu am besten direkt bei Ihrer Kasse. Haben Sie freie Wahl, finden Sie Fachgeschäfte zum Beispiel in den Gelben Seiten.
Autorin: Dorothea Thiemann ist Journalistin.
Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 4-2023. Sechs Mal im Jahr erhalten nur Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift (jetzt Mitglied werden).