Disease-Management-Programme sollen die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Erkrankungen verbessern. Die Deutsche Rheuma-Liga hat sich seit vielen Jahren dafür eingesetzt, dass auch die rheumatoide Arthritis aufgenommen wird – mit Erfolg: Im März 2021 hat der Gemeinsame Bundesausschuss die Disease-Management-Programm um die entzündlich-rheumatische Erkrankung erweitert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Disease-Management-Programmen.
Was sind Disease-Management-Programme?
Disease-Management-Programme, kurz DMP, sind strukturierte Behandlungsprogramme für chronische Erkrankungen. Wichtigstes Merkmal eines DMP ist die koordinierte Versorgung und Betreuung der Patientinnen und Patienten über die einzelnen Leistungsebenen hinweg. Innerhalb der Programme werden Betroffene mit chronischen Erkrankungen immer nach aktuellem medizinischen Forschungsstand behandelt.
Zudem profitieren sie, da innerhalb kurzer Zeit auf jede Veränderung im Krankheitsverlauf reagiert werden kann. Müssen beispielsweise die Medikamente umgestellt werden, weil sich der Gesundheitszustand verschlechtert, ist im DMP festgelegt, dass eine Überweisung zum Facharzt erfolgt. Zudem wird die Behandlung lückenlos dokumentiert.
In Deutschland bieten die gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten seit 2002 solche Programme an. Ziel ist, die Behandlung von Betroffenen zu verbessern und eine gute Versorgung sicherzustellen.
Für welche Erkrankungen gibt es bislang Disease-Management-Programme?
Derzeit gibt es in Deutschland Programme für folgende Erkrankungen: Asthma, Brustkrebs, chronische Herzinsuffizienz, chronischer Rückenschmerz, Diabetes mellitus Typ 1, Diabetes mellitus Typ 2, Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Osteoporose, Depressionen und Koronare Herzkrankheit (KHK).
Wie sieht es bei den rheumatischen Erkrankungen aus?
Bislang gab es Disease-Management Programme für Erkrankungen im rheumatischen Formenkreis nur für Osteoporose und chronischen Rückenschmerz. Im März 2021 hat der Gemeinsame Bundesausschuss das Disease-Management-Programm um die rheumatoide Arthritis erweitert. Die Deutsche Rheuma-Liga hat sich seit vielen Jahren dafür eingesetzt, dass die rheumatoide Arthritis aufgenommen wird. Der Selbsthilfeverband sieht in den DMPs eine Chance, mit einem gezielten Versorgungsmanagement die Behandlung der chronischen Erkrankung nachhaltig zu verbessern.
Entzündlich rheumatische Erkrankungen wie die rheumatoide Arthritis sind mit Versorgungsproblemen behaftet – mit verheerenden Auswirkungen auf die Betroffenen. Da es bei vielen Patienten zu Wartezeiten von bis zu einem Jahr kommen kann, bis sie sich das erste Mal bei einem internistischen Rheumatologen vorgestellt haben, wird das DMP mit seinen definierten Schnittstellen zwischen Haus- und Facharzt auch dazu beitragen, dass sich diese Wartezeit entscheidend verringert.
Bis das Programm bei den Patientinnen und Patienten ankommt, kann es allerdings noch etwas dauern. Denn die Anforderungen aus dem DMP müssen regional in Verträgen zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen und den Krankenkassen umgesetzt werden.
Wie kommen Patientinnen und Patienten in ein DMP?
Betroffene können bei Ihrem behandelnden Arzt/Ihrer behandelnden Ärztin nach den Disease-Management-Programmen fragen und sich für ein solches einschreiben. Voraussetzung zur Teilnahme ist auch, dass die Ärztin und der Arzt überhaupt an dem Programm teilnehmen. Die Teilnahme ist immer freiwillig.
Wie wirkt sich das DMP auf die Behandlung aus?
Auf Grundlage der DMP-Vorgaben wird ein Therapieplan erstellt. Neben der medikamentösen Therapie werden darin auch andere Maßnahmen wie Schulungen und Kontrolluntersuchungen mit aufgenommen. Im Fall der rheumatoiden Arthritis ist auch das Funktionstraining der Deutschen Rheuma-Liga Teil des DMP.
Welche Vorteile haben Patientinnen und Patienten durch die Teilnahme an einem Disease-Management-Programm?
- Schnellerer Zugang in die fachärztliche Versorgung: Bei der rheumatoiden Arthritis ist es wichtig, frühzeitig mit der Therapie zu beginnen.
- Wichtige Bausteine der Versorgung werden definiert: Welche Medikamente sollen als Anfangstherapie eingesetzt werden, wann ist in jedem Fall der internistische Rheumatologe am Zuge
- Das DMP definiert Therapieziele, die dazu beitragen sollen, selbstbestimmt mit der Erkrankung zu leben: Remission oder niedrige Krankheitsaktivität, weniger Schmerzen, Verbesserung der Beweglichkeit, die Behandlung von Komorbiditäten, Verbesserung der Lebensqualität
- DMPs werden anhand bestimmter Parameter evaluiert. Die Ergebnisse sollen dann zeigen, wo noch nachgebessert werden muss.
- Keine Doppeluntersuchungen: Koordination und Dokumentation der Behandlung liegt bei einem Arzt.
- Egal ob ambulant oder stationär: Alle beteiligten Ärzte sollen ihre Maßnahmen untereinander abstimmen.
- In den DMPs sind regelmäßige Verlaufskontrollen festgeschrieben.
- Mehr Aufmerksamkeit für Themen, die oft wenig beachtet werden: beispielsweise bei der rheumatoiden Arthritis Heilmittel und Ergotherapie oder Hilfsmittel. Auch Patientenschulungen sind fester Bestandteil eines DMP.
- In einem DMP bekommen Patientinnen und Patienten Hilfe bei der Suche nach einem Facharzt oder einer Klinik.