Mehr als 350 Gemeinden und Städte in Deutschland sind als Kurorte anerkannt. Ihr Klima, ihre natürlichen Arzneimittel und ihre Gesundheitseinrichtungen zeichnen sie aus. So finden Sie das Heilbad und die Klinik, die zu Ihnen passen.
Die Kenntnis der verschiedenen Typen von Vorsorgekuren, eine Reha oder auch ein privater Urlaub an einem Kurort können dazu beitragen, die Lebensqualität mit einer rheumatischen Erkrankung erheblich zu verbessern. Denn in Einrichtungen, die sich auf ein Gebiet spezialisieren, gibt es Therapien, die für einige Zeit Beschwerden lindern und dauerhaft den Umgang mit der chronischen Krankheit erleichtern können.
Studien aus aller Welt bestätigen immer wieder: Eine Kur zur Vorsorge oder eine Rehabilitationsmaßnahme an einem Kurort haben vielfältige positive Effekte bei rheumatischen Erkrankungen. Im besten Falle passen sowohl das Klima des Kurorts als auch die Therapien zu den eigenen Bedürfnissen.
Grundsätzliche Unterscheidung
Im Idealfall kann der Rheumatologe oder die Hausärztin eine Kurklinik empfehlen, die genau passt. Doch oft genug stehen mehrere Optionen zur Auswahl oder das vom eigenen Arzt vorgeschlagene Haus scheint so gar nicht zu passen. Da hilft es, selbst Alternativen recherchiert zu haben. Es wird grob unterschieden zwischen den folgenden Arten von Kurorten.
Mineral- und Thermalheilbäder
Mineral- und Thermalheilbäder verfügen über Quellen, deren Wasser gesundheitsfördernde Eigenschaften hat. Oft handelt es sich um sogenannte Sole, Salzwasser natürlichen Ursprungs mit einem hohen Gehalt an Jod, Schwefel oder Radon, einem radioaktiven Edelgas. Oder um Thermalwasser, das beim Quellaustritt eine Temperatur von 20 Grad oder mehr hat und sich daher angenehm warm bis heiß anfühlt.
Option drei ist Heilwasser: Es kann von der Temperatur und vom Salzgehalt her variieren, muss jedoch mindestens ein Gramm gelöster fester Stoffe pro Liter aufweisen – wertvolle Stoffe wie Magnesium, Kalzium oder Jod. Bei den heute bekannten Mineral- und Thermalheilbädern wurde bereits vor vielen Jahren entdeckt, dass das Trinken des Quellwassers, das Baden im Quellwasser oder das Inhalieren der aus heißen Quellen aufsteigenden Dämpfe Körper und Seele wohltat. Wie genau sie Kranken helfen und welche Anwendungsform sich für wen am besten eignet, wird allerdings immer noch erforscht. Bei Psoriasis-Arthritis bewährt sich in vielen Fällen die Balneo-Foto-Therapie, bei der Bädern in Sole eine UV-Bestrahlung folgt.
Viele Kliniken, die sich auf rheumatische Erkrankungen spezialisieren, nutzen sowohl die durchblutungsfördernden, Entzündungen hemmenden Eigenschaften der enthaltenen Mineralien oder Gase als auch die Möglichkeit, Patienten im Wasser in Bewegung zu bringen. Das Bewegungsbad in Heil- oder Thermalwasser beziehungsweise Sole empfinden viele Betroffene als besonders wohltuend.
Moorheilbäder
Natürliche Moore sind ein Naturschatz, der medizinisch nutzbar gemacht wird. Auch hier gibt es eine jahrhundertelange Tradition der Anwendung. Der Rohstoff Badetorf, gestochen aus dem Naturmoor, enthält die natürliche Pflanzenkraft von Kräutern, Gräsern und Blättern, die über Jahrtausende entstanden sind. Diese selbst, aber auch die Art und Weise, wie Mooranwendungen langsam Wärme an den Körper abgeben, haben Studien zufolge eine Entzündungen hemmende, Entspannung schenkende und Schmerzen lindernde Wirkung. Die Heilkräfte des Moores sollen sich in Bädern oder in Form warmer Packungen und Wickel entfalten.
Doch auch Trinkkuren, die Moor enthalten, werden angeboten.
Heilklimatische Kurorte
Hier steht nicht ein natürliches Arzneimittel oder eine Anwendung im Vordergrund, sondern die Luftqualität in Kombination mit dem Klima. In heilklimatischen Kurorten sind in der Regel kaum Allergene und Stäube zu finden. Heilklimatische Kurorte können sowohl ein Reiz- als auch ein Schonklima aufweisen. Reizklima zeichnet sich durch Temperaturschwankungen binnen eines Tages, niedrige Temperaturen, hohe Windgeschwindigkeiten und intensive Sonnenstrahlung aus – es soll Patienten anregen und beleben.
Ost- und Nordsee sowie Hochgebirge bieten ein solches Reizklima. Viele Menschen mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, aber auch Arthrose entwickeln im Reizklima zumindest vorübergehend eher stärkere Beschwerden, sodass Ärztinnen und Ärzte ihnen stattdessen Aufenthalte im Schonklima empfehlen. Dieses prägt viele Orte im Mittelgebirge, wirkt allgemein beruhigend auf Körper und Seele, bietet kaum Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages und gleichmäßig schwache Luftbewegungen.
Viele Kurorte mit Schonklima verfügen über Schatten spendende Wälder. Der Wald an sich hat dank der Duftstoffe der Bäume, der Terpene, eine für sich stehende positive Wirkung auf die Psyche – regelmäßige längere Aufenthalte im Wald, das sogenannte Waldbaden, können Studien zufolge den Stresspegel senken und Symptome von Depressionen lindern.
Seeheilbäder und Seebäder
Allen Studienergebnissen zum Trotz gibt es Patientinnen und Patienten, die am deutschen Meer trotz seines Reizklimas eher aufblühen als im Wald oder auf Wiesen. Dann empfehlen Ärztinnen und Ärzte durchaus Kuren und Rehamaßnahmen an der Nord- oder Ostsee – auch dort finden sich auf rheumatische Erkrankungen spezialisierte Kliniken.
Für das Prädikat „Seeheilbad“ müssen sowohl die Luftqualität als auch das Klima und das medizinische Angebot stimmen. Vorgegeben ist, dass der Ortskern maximal zwei Kilometer von der Küste entfernt ist, damit die Salzluft ihre Wirkung dauerhaft entfalten kann. Aber auch auf die Wasserqualität und die Erholungsflächen am Wasser kommt es an.
Kurorte nach Kneipp
Sebastian Kneipp und seine Wasserkuren sind weltberühmt. In Kneippkurorten können Patientinnen und Patienten diese Wasserkuren, aber auch die anderen Säulen der Kneipp’schen Gesundheitslehre intensiv nutzen. Kneippkurorte müssen keine anerkannten Heilbäder sein, haben aber in der Regel ein großes medizinisches Angebot und eine hervorragende Infrastruktur zur Gesundheitsförderung.
Neben Möglichkeiten zum Wassertreten und verschiedenen Therapien mit heißem und warmem Wasser gibt es in jeder Klinik ein breites Angebot in Sachen Bewegung, an Kräutern, gesunder Ernährung und zur Entspannung. Wichtig ist es, eine Einrichtung auszuwählen, die sich auf Menschen mit rheumatischen Erkrankungen spezialisiert hat und die Kneipp’schen Angebote mit allen anderen Therapien abstimmt.
Ein besonderes Gas: Radon
Zu den natürlichen Heilmitteln, die in einigen Heilbädern eingesetzt werden, zählt das Edelgas Radon. Es kann bei Aufenthalten in radonreichen Heilstollen, durch Radon-Luftbäder oder -Dunstbäder, in Form von Badekuren mit radonhaltigem Heilwasser und über Radon-Trinkkuren auf den Körper einwirken. Das Edelgas Radon ist allerdings radioaktiv, weshalb es auch das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann. Deshalb eignet es sich nicht zu Wellnesszwecken. Menschen mit Morbus Bechterew können jedoch Studien zufolge von wohldosierten Radon-Therapien profitieren.
Auch auf andere entzündlich-rheumatische Erkrankungen und Arthroseschmerzen können diese sich lindernd auswirken.
Autorin: Petra Plaum
Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 5-2024. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).