Der Präsident des gastgebenden Landesverbands Sachsen, Dr. Wolfram Seidel, freute sich über den großen Zuspruch beim Patiententag auf dem DGRh-Kongress. Präsidentin Rotraut Schmale-Grede betonte zur Begrüßung, dass es „bei etlichen Formen der Erkrankung wunderbare Fortschritte“, gebe. „Lernen Sie, mit Ihrer Erkrankung umzugehen! Werden Sie Ihr eigener Experte!“
Dazu bot der Patiententag reichlich Gelegenheit: Fünf Vorträge brachten den Zuhörerinnen und Zuhörern neue Einblicke und Erkenntnisse. So gab es zum Beispiel Tipps zum richtigen Umgang mit Medikamenten von Dipl.-Med. Antje Dominok, Ärztliche Leiterin des Medizinischen Versorgungszentrums Mediclin in Leipzig. Sie empfahl allen Betroffenen, sich einen Medikationsplan erstellen zu lassen und mit sich zu führen.
Antje Dominok erklärte auch, warum man Prednisolon morgens einnehmen sollte: Die körpereigene Kortisolproduktion hat morgens kurz nach sechs Uhr ein Maximum. Das gilt auch für die Produktion von Entzündungsbotenstoffen, etwa Interleukin-6. Wer bei der Kortisongabe auf den richtigen Zeitpunkt achtet, profitiert von der entzündungshemmenden Wirkung genau zum richtigen Zeitpunkt.
Kortisonhaltige Mittel mit verzögerter Wirkstofffreisetzung sollte man gegen 22 Uhr einnehmen, damit sie früh morgens wirken. Auch zur Einnahme von Bisphosphonaten zur Verbesserung der Knochendichte gab sie Tipps: So sollte man die Tabletten nüchtern in aufrechter Körperhaltung mit Leitungswasser einnehmen und sich eine halbe Stunde danach weder hinlegen noch etwas essen.
Im Anschluss sprach Prof. Christian Klemann von der Uniklinik Leipzig zu möglichen Zusammenhängen zwischen Darm- und Gelenkerkrankungen. Weiter ging es mit einem Vortrag des Orthopäden Dr. Roger Scholz aus Oschatz zum Thema Schienen, Bandagen und Orthesen. Nach der Mittagspause berichtete Dr. Anke Görgner aus Leipzig über Möglichkeiten und Grenzen von Naturheilverfahren bei rheumatischen Erkrankungen.
Zum Abschluss ergriff Sachsens Präsident Dr. Wolfram Seidel noch einmal das Wort. Er fragte: „Neue Medikamente bei Rheuma – brauchen wir die alten noch?“ Dabei zeigte sich rasch, dass einige der „neuen“ Medikamente in Wahrheit schon sehr alt sind – so wurde Kolchizin schon 1.550 Jahre vor Christus eingesetzt, ebenso Salicylsäure, deren schmerzstillende Wirkung seit über 4.000 Jahren bekannt ist. Doch auch im modernen Zeitalter der Biologika bleibe Methotrexat (MTX) das erste Mittel der Wahl, betonte Dr. Seidel. Ein Biologikum oder Januskinasehemmer komme erst infrage, nachdem zwei konventionelle Basistherapien versagt haben, etwa MTX und Leflunomid.
Autorin: Julia Bidder, Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift "mobil"
Dieser Text erscheint in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 6-2023. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).