„Im bisherigen Pandemie-Geschehen wurden notwendige Schutzmaßnahmen vielfach nicht mit der Sicherstellung von Teilhabe für Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen verknüpft. Deshalb fordert die Deutsche Rheuma-Liga mehr Verlässlichkeit bei der Teilhabe und Versorgung behinderter Menschen“, erklärt Rotraut Schmale-Grede, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga.
Für die Betroffenen war – das belegt eine Studie der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation – durch die Pandemie und die Schutzbestimmungen der Zugang zur regulären gesundheitlichen Versorgung, zur medizinischen Rehabilitation, zur ambulanten und stationären Pflege sowie zur Teilhabe an Arbeitsleben, Bildung und Erziehung nur eingeschränkt möglich.
Mehr Teilhabe für Menschen mit Rheuma
Deshalb fordert die Rheuma-Liga, als eine der größten deutschen Selbsthilfe-Organisationen, die neue Bundesregierung dazu auf:
- Teilhabeaspekte und infektionsbegrenzende Maßnahmen immer miteinander zu verknüpfen,
- die Teilhabe und Gleichstellung von Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen oder einem Pflegebedarf systematisch bei allen politischen Entscheidungen zu berücksichtigen,
- die Corona-Pandemie systematisch aufzuarbeiten, damit die Belange von Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen oder einem Pflegebedarf auch in anderen Krisensituationen von Anfang an mitberücksichtigt werden,
- die Politik für Menschen mit chronischen Erkrankungen und/oder Behinderungen oder einem Pflegebedarf als eine Querschnittsaufgabe zu begreifen, die ressortübergreifend organisiert werden muss,
- Ressourcen bereit- und eine bedarfsgerechte Finanzierung sicherzustellen, um die Teilhabe in allen Bereichen besser zu unterstützen.
Rheumakranke auf Funktionstraining angewiesen
Der eingeschränkte Zugang begann für Rheumakranke beispielsweise mit dem Ausfall des für ihre Mobilität notwendigen Bewegungsangebots „Funktionstraining“, das einer Verschlechterung ihrer Mobilität entgegenwirkt. Durch die Kontaktbeschränkungen mussten Betroffene aber auch auf Tagespflege und Assistenzkräfte sowie auf die Unterstützung durch Nachbarn und Freunde verzichten. Das traf sie doppelt hart, weil ihnen nicht nur die praktische Hilfe fehlte, sondern auch der zwischenmenschliche Austausch. Und es erhöhte die Belastung für ihre Angehörigen, die ihnen noch zur Seite stehen konnten.
Die bestehenden Möglichkeiten, zusätzliche professionelle Hilfe – insbesondere auch für Familien – in Anspruch nehmen zu können, war Betroffenen vielfach nicht bekannt.
Mitarbeiter der Rheuma-Liga oftmals einzige Ansprechpartner
Die Betroffenen hatten sich obendrein mit dem Mangel an digitalen Angeboten auseinanderzusetzen, mit denen Kommunikation, Kooperation und Kontakt auf anderem Wege hätte geschaffen werden können. Ebenso fehlten ihnen vielfach niederschwellige und barrierefreie Informationen von staatlicher Seite für ihre Zielgruppe. Das führte bei Risikogruppen, zu denen auch an Rheuma erkrankte Menschen zählen, oftmals zu Unsicherheit und Angst.
Ihnen hat die Rheuma-Liga mit Aufklärungs- und Unterstützungsarbeit zur Seite gestanden. Für viele Betroffene waren die Mitarbeitenden der Rheuma-Liga über lange Zeit die einzigen Ansprechpartner.