Patientinnen und Patienten mit Psoriasis kann eine Lichttherapie Linderung schenken – bis hin zur Remission. Menschen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) müssen sich hingegen so gut wie möglich vor UV-Strahlung schützen. Wieso dieser Unterschied? Und welcher Umgang mit Licht ist jeweils ratsam?
Studien zeigen eindeutig: Bei Psoriasis bieten Therapien mit UVA- oder UV-B-Strahlen eine echte Chance auf Symptomlinderung. Sie reduzieren die Mobilität antigenpräsentierender Langerhans-Zellen, hemmen die Aktivierung von T-Lymphozyten und leiten den programmierten Zelltod (Apoptose) aktivierter T-Lymphozyten ein. Entzündungen werden also zurückgedrängt. Außerdem bremst das UV-Licht das übermäßige Wachstum von Hautzellen, das die Patienten sonst belastet, durch Wechselwirkungen mit der DNS der Keratinozyten.
Welche Fototherapie für wen?
Studien sprechen für eine hohe Wirksamkeit der Schmalspektrum- wie Breitspektrum-UV-B-Therapie. Auf UVA-Strahlung, die weniger Energie aufweist, dafür aber tiefer in die Haut eindringt, reagieren Patienten bei der zusätzlichen Verwendung des Fotosensibilisators Psoralen zumeist positiv. Psoralen wird oral, als Creme oder über das Badewasser eingesetzt. Psoralen- und UV-A-Therapie werden zusammen als PUVA-Therapie bezeichnet.
Speziell für Patienten mit kleineren Psoriasis-Herden kommt auch die Lasertherapie infrage, die direkt in die unteren Hautschichten vordringt und dort entzündete Zellen ansteuert. Auch hier sind die Studienergebnisse vielversprechend. Inzwischen sehr beliebt und bei vielen großflächigen Plaques von Vorteil ist die Balneo-Foto-Therapie, wobei Bäder und Lichttherapie kombiniert werden.
Patienten tauchen zum Beispiel in Solebäder ein, in denen eine hohe Salzkonzentration vorherrscht und die die Bedingungen des Toten Meeres nachahmen. Die UV-Exposition erfolgt während des Bades oder danach.
Bei erfahrenen Dermatologen, die intakte Geräte vorschriftsgemäß anwenden, ist das Nebenwirkungsrisiko aller Therapien gering. Die Anwendungen bleiben zeitlich und regional so gut begrenzt wie möglich, um die Risiken für eine vorzeitige Hautalterung oder gar Hautkrebs zu minimieren. Daher nutzen viele Menschen mit Psoriasis die Chance, mithilfe der wohldosierten UV-Strahlung mehr Lebensqualität zu gewinnen. Im Alltag und erst recht beim Sonnenbaden ist natürlich auf einen angemessenen Sonnenschutz zu achten.
Im Schatten bleiben schützt – SLE und UV-Strahlung
Warum vier Fünftel aller Menschen mit SLE extrem lichtempfindlich sind und weshalb im Verlauf der Erkrankung die UV-Exposition immer schwerere Folgen haben kann, wird weiterhin erforscht. Fest steht: Die Reparaturprozesse der Haut, die nach dem Kontakt mit UV-Strahlung normalerweise einsetzen, funktionieren bei Menschen mit systemischem Lupus erythematodes meistens nicht. Wissenschaftler haben nun das Lymphsystem von an SLE erkrankten Lebewesen genauer untersucht, und zwar von Mäusen sowie von Menschen.
Die Kernergebnisse ihrer Studie: Trifft bei Menschen mit SLE UV-Licht auf die Haut, werden Entzündungsreaktionen ausgelöst. Dabei ist zweitrangig, ob sie in der Sonne stehen, unter einem Solarium liegen oder im Schein einer Halogenlampe arbeiten. Über die Lymphgefäße werden molekulare Signale zu den Lymphknoten gesendet. Dort bilden sich Autoimmunzellen und Autoantikörper. Eigentlich sollten die Lymphgefäße im Rahmen körpereigener Reparaturprozesse Flüssigkeit und Zellen schnell aus der Haut entfernen, um die Regeneration des Gewebes zuzulassen.
Doch mit SLE ist diese Funktion eingeschränkt. So bleibt die Entzündung bestehen. Autoimmunzellen und Autoantikörper, die gebildet werden, fluten den Körper und können auch Schädigungen von Organen verursachen. Aber: Wenn das Lymphsystem eine so große Rolle spielt, könnte das den Weg zu neuen Therapien ebnen, betonen die Autoren. Bei Mäusen mit SLE zeigte eine manuelle Lymphdrainage den Rückgang einiger für SLE typischer Krankheitsmarker. Ob menschliche Patienten ähnlich reagieren, bleibt noch zu erforschen.
Die Haut gut schützen – selbst im Winter
Eine zweite Gruppe von Wissenschaftlern zeigte, dass UV-Licht das Wandern bestimmter weißer Blutkörperchen, der Neutrophilen, nicht nur in die Haut, sondern auch in die Niere stimuliert – jedenfalls bei Mäusen. Mithilfe eines sogenannten Lineage-Tracing-Ansatzes verfolgten die Forscher die Bewegungen nach. Die Autoren sind sich einig, dass die Neutrophilen auch beim Menschen mit SLE subklinische Nierenentzündungen und -schädigungen vermitteln können, nachdem die Haut UV-Strahlen abbekommen hat.
Es bleibt also bei der Vorgabe an die Mehrzahl der SLE-Patienten, die sehr lichtempfindlich sind, den UV Schutz äußerst ernst zu nehmen – und das ganzjährig. Auch an bewölkten Tagen sind Sunblocker (mit Lichtschutzfaktor 50), dicht gewebte Kleidung und Kopfbedeckungen anzuraten. Für Aufenthalte im Freien sind am besten die Morgen- und Abendstunden zu wählen, wenn die UV-Strahlung niedrig ist.
Für Autos empfehlen Experten Spezialfolien, die UV-Strahlen herausfiltern und ihre Passagiere so schützen. Da Vitamin D nur bei ausreichender Lichtexposition im nötigen Maße gebildet wird, sollten SLE-Patienten es zusätzlich einnehmen. Therapien mit UV-Licht, zum Beispiel gegen schwere saisonale Depressionen, sind bei SLE zu vermeiden. Eine Ausnahme kann gemacht werden, wenn die saisonale Depression sehr stark ist: Dann wäre unter Umständen der Nutzen der Lichttherapie so enorm, dass die möglichen Nebenwirkungen in Kauf genommen werden sollten. Dazu sollten Ärzte und Patienten die Chancen und Risiken sorgfältig abwägen.
Autorin: Petra Plaum. Die Wissenschaftsjournalistin aus Donauwörth beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv mit medizinischen Themen.
Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 6-2023. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift (jetzt Mitglied werden) direkt nach Hause.