Klimaexpertinnen und Klimaexperten erwarten auch für Deutschland häufigere, intensivere und längere Hitzewellen mit einer Zunahme sogenannter Tropennächte: In solchen Nächten bleibt es über 20 Grad warm – was auch schon junge, gesunde Menschen stark belastet. Denn Hitze kann krank machen.
Normalerweise passt sich unser Körper gut auch an wärmere Temperaturen an. So erweitern sich beispielsweise die Blutgefäße, wir fangen an zu schwitzen. Der Schweiß kühlt die Haut ab. Bei langer und großer Hitze, bei Kindern, älteren Menschen oder Vorerkrankungen funktioniert dieser natürliche Temperaturmechanismus jedoch nicht mehr richtig. Dann sinkt der Blutdruck und man verliert Flüssigkeit und Salze. Das belastet besonders den Kreislauf.
Mögliche Beschwerden sind:
- Hautausschlag durch Schwitzen,
- Wassereinlagerungen (Ödeme) in Unterschenkeln und Knöcheln,
- Schwindelgefühl beim Stehen oder kurze Bewusstlosigkeit,
- schmerzhafte Muskelkrämpfe, etwa nach dem Sport,
- Hitzeerschöpfung: Schwäche, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Schwindel, niedriger Blutdruck, Körpertemperatur ist normal oder unter 40º Celsius,
- Hitzschlag: Körpertemperatur über 40º Celsius, gestörtes Bewusstsein, eventuell Krämpfe, Erbrechen, Durchfall, niedriger Blutdruck
Außerdem kann Hitze unter anderem Atemwegserkrankungen verschlimmern, den Schlaf beeinträchtigen und zu Nierenerkrankungen führen. Zudem erhöht sich die Gefahr von Thrombosen und Herzinfarkten. Laut Studien gehen Hitzewellen mit mehr Einweisungen ins Krankenhaus und einer höheren Sterblichkeit einher.
Was tun an heißen Tagen?
- Morgenstund hat Gold im Mund: Verlagern Sie Ihre Aktivitäten im Freien auf die Morgen- oder Abendstunden. Sie sollten auch nur nachts und am frühen Morgen lüften.
- Meiden Sie die pralle Sonne und starke körperliche Belastungen.
- Sonne aussperren: Die Fenster tagsüber schließen und möglichst verdunkeln. Bleiben Sie tagsüber möglichst in kühleren Räumen.
- Schalten Sie unbenutzte Elektrogeräte ganz aus – viele Geräte erzeugen auch im Stand-by-Modus Wärme. Wenn Sie beispielsweise in einer kleinen Wohnung auf den Betrieb von Spülmaschine, Wäschetrockner und Backofen verzichten, trägt das mit dazu bei, die Raumtemperatur erträglich zu halten. Tipp: Das Wäschetrocknen auf der Leine erzeugt zusätzlich Verdunstungskühle.
Die richtige Kleidung
Tragen Sie helle, luftige Kleidung aus Naturmaterialien, deren Fasern die ausgeschwitzte Feuchtigkeit schnell an die Luft weitergeben, zum Beispiel Leinen, sowie eine leichte, luftdurchlässige Kopfbedeckung, zum Beispiel einen breitkrempigen, luftdurchlässigen Sonnenhut, und eine Sonnenbrille.
Abkühlung verschaffen
Kühlen Sie Ihren Körper von außen mit nassen Tüchern auf Beinen, Armen, Gesicht oder Nacken. Befeuchten Sie Ihre Haut per Schwamm oder Sprühflasche mit Wasser. Nehmen Sie kühle – aber nicht zu kalte – Duschen oder (Fuß-)-Bäder.
Ausreichend trinken
Führen Sie Ihrem Körper ausreichend Flüssigkeit zu (täglich mindestens anderthalb bis zwei Liter!). Gleichen Sie den durch Schwitzen verursachten Flüssigkeits- und Elektrolytverlust mit isotonischen Getränken, stärker mineralisiertem Wasser, verdünnten Säften, Früchte- und Kräutertees oder lauwarmer klarer Brühe aus. Auf eiskalte Getränke sollten Sie lieber verzichten. Verzichten Sie auf Getränke mit Alkohol, Koffein oder viel Zucker – diese können den Körper austrocknen.
Lesen Sie mehr zum Thema in unserem Text "Flüssigkeitsverlust: Wie schafft man es, genug zu trinken".
Richtig essen
Nehmen Sie Ihr Essen möglichst verteilt über den Tag in mehreren kleinen leichten Mahlzeiten – Salate und wasserreiches Obst und Gemüse wie beispielsweise Gurken, Tomaten, Erdbeeren, Melonen – zu sich.
Mehr Grün für ein gutes Klima
Grünpflanzen auf Balkon und Terrasse spenden Schatten, können dazu beitragen, die Einstrahlung der Sonne in Haus oder Wohnung zu reduzieren, schlucken Lärm und verbessern die Luftqualität. Wenn Sie einen Garten mit genug Platz haben, pflanzen Sie Bäume! Sie spenden auch den nachfolgenden Generationen Schatten und helfen durch ihre Verdunstung über die Blätter, heiße Temperaturen abzumildern. Obstbäume erfreuen zudem mit ihrer Ernte. Wer Häuserwände oder Dach begrünen kann, darf sich im Winter durch die Isolierung freuen, im Sommer über die Abkühlung.
Ältere, pflegebedürftige und kranke Menschen
Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme an heißen Tagen: Ihr Herz-Kreislauf-System kann die Wärme nicht mehr so gut zur Körperoberfläche transportieren. Auch die Fähigkeit zu schwitzen sowie das Durstempfinden nehmen ab.
Durch nicht ausgeglichenen Flüssigkeitsverlust verringert sich das Blutvolumen, was zu Blutdruckabfall führen kann und das Schwitzen noch weiter erschwert. Folglich steigt die Körpertemperatur – ein Hitzschlag ist möglich. Übrigens, auch manche Medikamente können einen Hitzschlag begünstigen: Dazu zählen zum Beispiel Entwässerungstabletten oder Schilddrüsenhormone. Womöglich passt die Ärztin oder der Arzt bei Hitze die Dosis an. Wichtig: Setzen Sie Ihre Medikamente nicht eigenmächtig ab oder ändern Sie nicht selbst die Dosis.
Tipps für ältere Menschen
- Die Raumtemperatur sollte 26° Celsius nicht überschreiten, was Sie mehrmals am Tag überprüfen sollten.
- Auf besonders leichtes Essen und ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten. Das ist vor allem für ältere Menschen wichtig, weil sie weniger Durst empfinden oder das Trinken manchmal ganz vergessen.
- Statt Einwegwindeln mit Plastikfolie eine Netzhose mit Einlage verwenden.
- Für kühlende Waschungen oder Handbäder sollten Sie lauwarmes Wasser verwenden.
- Wichtig: Achten Sie besonders auf Verhaltensänderungen wie Unruhe, Benommenheit oder Verwirrtheit.
Achtung, Notfall!
Bei folgenden Symptomen sollten Sie sofort 112 anrufen (Notarzt):
- Unstillbares Erbrechen, schnell ansteigendes Fieber oder ein hochroter, heißer Kopf
- Nach Sonneneinwirkung auftretende Nackensteife
- Bewusstlosigkeit
- Kreislaufzusammenbruch
- Krampfanfall
- Plötzliche Bewusstseinstrübung oder ungewöhnliche Unruhe
Erste Hilfe
- Bringen Sie die betroffene Person bis zum Eintreffen des Rettungsteams an einen kühleren Ort.
- Lagern Sie die Person, wenn sie noch ansprechbar ist, mit leicht erhöhtem Oberkörper.
- Bewusstlose Menschen bringen Sie in die stabile Seitenlage.
- Öffnen Sie beengende Kleidung.
- Körperregionen, die sich heiß anfühlen, kühlen Sie mit kühl-feuchten Tüchern und durch Zufächeln.
- Fühlt sich die Person kalt an oder friert sie, decken Sie sie mit einer leichten Decke zu.
- Wache Personen, die nicht verwirrt sind und nicht erbrechen oder an Übelkeit leiden, sollten schluckweise Mineralwasser oder abgekühlten Tee trinken.
Autorin: Julia Bidder, Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift "mobil"
Dieser Text erschien zuerst in der Mitgliederzeitschrift "mobil", Ausgabe 3-2022. Sechs Mal im Jahr erhalten Mitglieder der Deutschen Rheuma-Liga die Zeitschrift direkt nach Hause (jetzt Mitglied werden).