Sex gehört zum Leben – das zeigen Studien aus den USA, in denen viele Altersgruppen angeben, dass Sex für sie sehr wichtig ist oder in ihrem Leben eine wichtige Rolle spielt. Sexuelle Gesundheit ist demnach untrennbar mit der Gesundheit insgesamt verbunden, mit Lebensqualität und Wohlbefinden.
Sexuelle Dysfunktion, also die Unfähigkeit, gewünschte sexuelle Handlungen auszuführen oder Befriedigung zu erfahren, betrifft je nach Umfrage jeden zweiten bis jeden fünften Befragten. „Dazu gehören aber nicht nur Erektionsstörungen, sondern auch eine verringerte Libido“, betonte Dr. Isabell Haase. Weitere Krankheitsfolgen von Rheuma sind Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen, aber auch die Nebenwirkungen von Medikamenten, Depressionen, Ängste, ein verändertes Selbstbild durch die Erkrankung oder auch hormonelle Veränderungen, die auch auf die Erkrankung zurückgehen können.
Körperliche Einschränkungen
Welche Probleme treten vor allem bei welchen Erkrankungen auf? „Bei rheumatoider Arthritis wissen wir zum Beispiel, dass vor allem Schmerzen und Bewegungseinschränkungen ein Problem für sexuelle Aktivitäten darstellen, vor allem, wenn Hüfte und Knie betroffen sind“, weiß Dr. Isabella Haase.
„Häufiger treten erektile Dysfunktionen auf und Lubrikationsstörungen, also das Problem, dass die weibliche Vagina nicht ausreichend Gleitsubstanz für den Geschlechtsverkehr produziert. Das gilt vor allem für Frauen mit sekundärem Sjögren-Syndrom. Aber auch das veränderte Selbstbild macht vielen zu schaffen, vor allem Frauen, die lange an Morgensteifigkeit leiden. Ähnliches gilt für axiale Spondyloarthritis, also Morbus Bechterew.“
Verändertes Selbstbild
Beim Sjögren-Syndrom sei oft schon das Küssen eine Herausforderung, weil die Mundschleimhaut extrem trocken sein kann. Für Betroffene mit Lupus stehen dagegen vor allem muskuloskelettale Schmerzen im Vordergrund. Männer mit Vaskulitiden leiden häufiger an erektiler Dysfunktion, betroffene Frauen haben ebenfalls unter Umständen eine herabgesetzte sexuelle Empfindsamkeit, weil die Klitoris schlechter durchblutet ist.
Hinzu kommen möglicherweise auch Schuldgefühle und Angst, den Partner zu verlieren. „Man fühlt sich auch nicht mehr begehrt durch den Partner. Manchmal mag auch gegenüber anderen Problemen Sex völlig in den Hintergrund treten, etwa, wenn größere Eingriffe anstehen oder jemand seine Berufstätigkeit aufgeben muss wegen der Erkrankung.“
Können eine verringerte Libido oder erektile Dysfunktionen auch auf die Nebenwirkungen von Medikamenten zurückgehen? „Angst vor solchen Nebenwirkungen sind laut Umfragen der zweithäufigste Grund, warum Patienten ihre Medikamente nicht nehmen“, weiß Dr. Haase – und hat eine beruhigende Antwort parat: „Antirheumatika führen nur selten zu sexuellen Nebenwirkungen. Anders sieht es allerdings bei Antidepressiva aus, die häufiger negative Effekte haben können.“ Bei Blutdruckmitteln müsse man im Einzelfall schauen, ob es unerwünschte Begleiterscheinungen gibt.