Dr. André Baade leitet den Bereich „Abwasser & Umwelt“ im Abwasserbetrieb Troisdorf bei Köln. Mit ihm sprach Julia Bidder, Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift "mobil".
Herr Dr. Baade, welche Medikamentenrückstände finden sich besonders häufig im Abwasser, und warum?
Arzneimittel sind als Spurenstoffe in fast jedem kommunalen Abwasser zu finden. Die Konzentration und Art der Arzneimittel variieren je nach Abwassereinzugsgebiet. Dies ist unter anderem abhängig davon, ob und welche Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen im Gebiet vorhanden sind und welche Altersstruktur der Ort aufweist. Die Arzneimittelinhaltsstoffe werden aktuell auf Kläranlagen mit einer mechanischen und biologischen Reinigung nur zum Teil zurückgehalten. Eine komplette Elimination der Spurenstoffe ist nur unter erheblichem technischen Aufwand durchführbar.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen chemischen und physikalischen Eigenschaften der Arzneimittel ist die Elimination aus dem Wasser eine besondere technische Herausforderung. Typische Arzneimittelspurenstoffe, die sich im unteren Bereich Mikrogramm pro Liter im Kläranlagenauslauf analysieren lassen, sind beispielsweise das Schmerzmittel Diclofenac, das Antiepileptikum Gabapentin oder das Herzmedikament Metoprolol. Diese Wirkstoffe gelangen beispielsweise über das Duschen oder über die Toilette in das Abwasser, da der menschliche Körper nur einen Teil des Wirkstoffes aufnimmt und verarbeitet. Es kommt allerdings auch vor, dass diese Medikamente ungenutzt über die Toilette entsorgt werden.
Hat das Auswirkungen auf unser Trinkwasser?
Direkte Auswirkungen auf das Trinkwasser sind in der Regel nicht vorhanden. Trinkwasser stammt meist aus dem Grundwasser oder von sogenanntem Uferfiltrat. Es passiert daher verschiedene Bodenschichten und wird so von Spurenstoffen gereinigt. Sollten aufgrund der örtlichen Gegebenheiten dennoch eine Spurenstoffproblematik im geförderten Grundwasser vorhanden sein, wird durch technische Aufbereitungsverfahren das Trinkwasser gereinigt. Dann kommen zum Beispiel Aktivkohlefilter zum Einsatz. Dies erzeugt natürlich einen Mehraufwand, der finanziell zu Buche schlägt und sich gegebenenfalls auch auf die Kosten für die Abwasserentsorgung auswirken kann. Deshalb sollte jeder ein Interesse haben, Medikamente richtig zu entsorgen, um die Kosten niedrig zu halten – von möglichen Auswirkungen auf die Umwelt mal ganz abgesehen. Wir können Folgen etwa für die Ökologie von Flüssen nicht ausschließen.