Die Deutsche Rheuma-Liga sorgt sich um die sichere Medikamentenversorgung von Betroffenen mit Lupus erythematodes und rheumatoider Arthritis. Der Grund ist der möglicherweise steigende Einsatz der Medikamente Chloroquin und Hydroxychloroquin bei Patienten, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Das amerikanische Gesundheitsministerium hat die Nutzung der beiden Antimalariamittel im Einsatz gegen das Coronavirus im Notfall erlaubt.
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte weist hingegen darauf hin, dass es bisher keinen eindeutigen Wirksamkeitsnachweis gibt. Entsprechend ist für Deutschland auch noch keine Therapieempfehlung ausgesprochen worden. Nur bei schweren Verläufen von COVID-19 darf daher im Rahmen einer Einzelfallentscheidung als individueller Heilversuch Hydroxychloroquin eingesetzt werden.
Appell an die Politik
Die Deutsche Rheuma-Liga blickt mit großer Sorgfalt auf mögliche Versorgungsengpässe mit Medikamenten in Europa. Auch aus Deutschland haben den Verband bereits Meldungen erreicht, wonach Hydroxychloroquin für Lupus-Patienten nicht mehr zu erhalten sei. Der größte Selbsthilfeverband im Gesundheitswesen hat deshalb in Briefen an das Bundesministerium für Gesundheit und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte appelliert, sich für eine sichere Versorgung der Patienten einzusetzen.
"Wir hoffen sehr, dass bald ein Medikament und ein Impfstoff zur Verfügung stehen werden, mit denen infizierten und schwer an COVID-19-erkrankten Patienten geholfen werden kann", sagt Rotraut Schmale-Grede, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga, "dennoch darf dabei nicht die Versorgung schon von anderen, schwer erkrankten Patientengruppen außer Acht lassen, die auf das Medikament angewiesen sind“.
Welche Maßnahmen gibt es?
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) weist darauf hin, dass das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) Arzneimittel beschafft hat, die bei schwerwiegenden Verläufen von COVID-10 zum Einsatz kommen können. So soll sichergestellt werden, dass Patienten, die diese Arzneimittel aus anderen Gründen benötigen, weiterhin versorgt werden können. Diese Maßnahme betrifft auch ganz explizit Hydroxychloroquin.
Thema "Coronavirus und Rheuma"
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) hat darüber hinaus einen Aufruf des Bundesgesundheitsministeriums zur bedarfsgerechten Verordnung von Arzneimitteln verbreitet. Hiermit sollen Versorgungsengpässe während der Corona-Epidemie vermieden und eine adäquate Behandlung von Patienten, die zwingend auf Arzneimittel angewiesen sind, sichergestellt werden. Ärzte sind aufgefordert, Arzneimittel nur bedarfsgerecht und nur für den üblichen Zeitraum zu verordnen. Außerdem soll auf Privatrezepte zur Bevorratung verzichtet werden. Bei Einhaltung dieser und weiterer Maßnahmen kann eine flächendeckende Versorgung gut gesteuert werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat Kontakt zu den Herstellern von Hydroxychloroquin aufgenommen und zusätzliche Maßnahmen in die Wege geleitet, die die Versorgung von Rheumapatienten sicherstellt. Bei Lieferschwierigkeiten können sich Apotheker nun direkt an die Hersteller wenden. Auch die DGRh unterstützt die bedarfsgerechte Verordnung, wie sie die AkdÄ verbreitet hat.
Was können Betroffene selbst tun?
Lupus Europe empfiehlt Betroffenen, ihr Medikament schon einige Tage, bevor die aktuelle Packung aufgebracht ist, bei ihrer üblichen Apotheke vorzubestellen. Zudem sollte der Rheumatologe auf dem Rezept vermerken, dass der Patient an Lupus erkrankt ist. Dann könne die Apotheke das Medikament leichter beziehen.
Hydroxychloroquin bei Lupus erythematodes und rheumatoider Arthritis
Antimalariamittel sind von hoher Bedeutung für die Behandlung entzündlich-rheumatischer Erkrankungen. Die Leitlinien zur Behandlung von Lupus erythematodes und rheumatoider Arthritis der EULAR (European League against Rheumatism) beschreiben den Einsatz von Hydroxychloroquin in der Therapie. In der Lupus-Leitlinie werden zur Behandlung keine Alternativen zu Hydrocychloroquin angeführt.
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Stefan Schewe (niedergelassen in München und Ebersberg); Dr. Jürgen Clausen (Referent Forschung der Deutschen Rheuma-Liga)