"Oh, ein Strafzettel? Vom Ministerpräsidenten?", das ist der erste Gedanke, der Michaela Fritsch in den Kopf kommt, als sie den Brief mit dem Wappen des Landes Hessen in ihrem Briefkasten findet. Statt eines Strafzettels erwarteten sie aber sehr gute Nachrichten: "Da stand: Wegen meines herausragenden Engagements in der Rheuma-Liga würde mir das Bundesverdienstkreuz verliehen", erzählt sie. Am Freitag war es nun soweit: Im Kreise ihrer Familie, ihrer Freunde und natürlich der Menschen, für die sie seit vielen Jahren da ist, bekam sie in Edermünde in Nordhessen den Orden überreicht.
Nur schwer lässt sich eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Deutschen Rheuma-Liga finden, bei der sich Michaela Fritsch aus Besse in Hessen noch nicht engagiert hat. Ob für junge Rheumatiker, für Ärzte, als Selbstmanagement-Trainerin oder Moderatorin – in mittlerweile fast 20 Jahren ist da einiges zusammengekommen.
„Michaela Fritsch ist in der Selbsthilfearbeit der Deutschen Rheuma-Liga eigentlich nicht zu ersetzen“, sagt auch Karl Cattelaens, stellvertretender Geschäftsführer der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband, „sie besticht durch ihre positive Lebenseinstellung und ihre starke Persönlichkeit, die Vorbildcharakter hat.“
Dabei leidet Michaela Fritsch, seit sie zwei Jahre ist, an juveniler idiopathischer Arthritis. Doch ihren Mut und ihre Fröhlichkeit hat sich die 41-Jährige nicht nehmen lassen. Mit 18 Jahren, als sie ihre Ausbildung begann, ist sie Mitglied in der Rheuma-Liga geworden. "Mein Ehrenamt ist dann aber doch eher durch Zufall entstanden", berichtet sie.
Begegnungen mit vielen Menschen
2000 sollte es ein Symposium zum Thema "Das rheumakranke Kind" geben. "Dort saß unter anderem mein Kinderrheumatologe auf dem Podium und plötzlich sagte man zu mir: 'Na, da kannst du doch auch ganz gut Fragen beantworten." Ab da habe eines zum anderen geführt. Michaela Fritsch wurde Landessprecherin der jungen Rheumatiker, Leiterin der Gruppe junger Rheumatiker in Kassel und später unter anderem "Patient Partner". Im "Patient Partners Programm" treten Betroffene als Experten für ihre Erkrankung auf. Studenten, Mediziner und medizinisches Fachpersonal lernen von den Betroffenen Wissen, das in keinem Lehrbuch steht.
"In der Selbsthilfearbeit begegne ich vielen unterschiedlichen Menschen", beschreibt Fritsch, was das Ehrenamt zu etwas besonderem macht, "die Menschen sind lebensfroh und herzensgut." Aus den Begegnungen zieht sie gleichzeitig auch ihre Motivation: "Wenn ich sehe, dass es jemandem eigentlich schlecht geht, aber er trotzdem so lebensfroh ist, dann motiviert mich das."
Als Gemeinschaft auftreten
Die Gemeinschaft schätze sie an der Rheuma-Liga besonders: "Wenn ich allein unterwegs bin, wird man schon mal schief angeguckt, weil man etwas nicht so schnell schafft. Aber in der Gruppe mit anderen Betroffenen fällt das gar nicht auf, dann ist niemand etwas Besonderes", erzählt sie.
Auf die Frage, ob sie noch Zeit für andere Dinge habe, muss Michaela Fritsch mit einem Blick auf ihren Kalender mit roten, grünen und gelben Markierungen lachen: "Mein Kalender ist gut gefüllt." Viel Zeit nehme die Therapie ihrer eigenen rheumatischen Erkrankung ein: Arztbesuche, Ergotherapie etc. "Und dann folgt die Rheuma-Liga", sagt Fritsch. "Meine Leidenschaft ist aber das Fotografieren, dafür finde ich immer Zeit."