als Rheuma-Liga stellen wir seit Jahren fest, dass der Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten so schleppend verläuft, dass Therapien nicht rechtzeitig greifen können. Durch weitreichende Fortschritte in der Therapie ist es heute möglich, zumindest eine Remission zu erreichen. Voraussetzung dafür ist ein optimaler Zugang zur fachärztlichen Betreuung. Und daran hapert es.
Versorgung Rheumakranker: schneller und effizienter
Die Fachkräftesituation im Gesundheitswesen war Thema einer Anhörung beim Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege (SVR) Ende November, zu der Patientenvertreterinnen und Patientenvertreter – auch der Deutschen Rheuma-Liga – eingeladen waren.
Mit unserem „Aktionsplan für rheumakranke Menschen“ treten wir seit Jahren für eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung Rheumakranker ein. In Deutschland fehlen nach Berechnungen der Fachgesellschaft rund 670 internistische Rheumatologinnen und Rheumatologen, um eine bedarfsgerechte Minimalversorgung zu gewährleisten. Aktuell bestehen daher Wartezeiten von durchschnittlich 9 bis 12 Monaten, je nach Erkrankung z.T. bis zu 2 Jahren. Die Ursachen für den Rheumatologenmangel: eine unzureichende studentische Ausbildung, da weniger als die Hälfte der 36 medizinischen Fakultäten in Deutschland über einen rheumatologischen Lehrstuhl verfügt. Zudem orientiert sich die Anzahl der stationären fachspezifischen Weiterbildungsstellen derzeit am Budget bzw. Gewinn der Fachabteilungen in den Kliniken und nicht – wie medizinisch notwendig – am Versorgungsbedarf der Bevölkerung. Im Rahmen der Krankenhausreform muss dies korrigiert werden.
Menschen mit Rheuma bezahlen diese strukturellen Versorgungslücken mit vermeidbaren Gelenkschäden, Funktionseinschränkungen und damit einhergehend ggf. einer frühen Erwerbsminderung, Minderung der Lebensqualität sowie einer erheblichen Verschlechterung der Prognose.
Echte Beteiligung: „Nichts über uns ohne uns“
Hürden bestehen nicht nur im Zugang zur (fach-)ärztlichen Versorgung, sondern auch in der fehlenden Barrierefreiheit von Behandlungseinrichtungen. Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, bis Ende 2022 einen Aktionsplan für ein diverses, inklusives und barrierefreies Gesundheitswesen zu erarbeiten, und zwar mit den Beteiligten. Momentan beschränkt sich die – zeitlich verzögerte – Beteiligung auf ein schriftliches Verfahren anhand von Fragebögen. Das ist aus Sicht der Deutschen Rheuma-Liga keine Beteiligung im Sinne der UN-BRK, deren Grundsatz lautet: „Nichts über uns ohne uns“. Unter Beteiligung der Betroffenen am Aktionsplan des BMG verstehen wir eine persönliche Auseinandersetzung mit unseren Anliegen – wir werden Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach deshalb beim Wort nehmen, der den Aktionsplan in einem partizipativen Prozess erstellen will.
KBV-Herbsttagung: neue Kriterien zur Barrierefreiheit
Auch bei der Herbsttagung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Berlin (14.11.23) ging es um „Barrierefreiheit, Mobilität und Teilhabe - Zugänge zur ambulanten ärztlichen Versorgung“. Die Deutsche Rheuma-Liga ist Teil einer Verhandlungsdelegation des Deutschen Behindertenrates, die mit der KBV über einen neuen, erweiterten Kriterienkatalog zur Barrierefreiheit von Arztpraxen verhandelt. Dadurch können z.B. gehbehinderte Patientinnen und Patienten zukünftig besser einschätzen, ob eine Praxis für sie zugänglich und selbstständig nutzbar ist. Mit Inkrafttreten dieser neuen Barrierefreiheitskriterien, die Arztpraxen verpflichtend erheben müssen, wird deutlicher als bisher das Ausmaß an fehlender Barrierefreiheit sichtbar werden. Die Deutsche Rheuma-Liga setzt sich nachdrücklich für eine verbesserte Zugänglichkeit in der ambulanten Versorgung ein. Sie wird sowohl die Veränderung gesetzlicher Rahmenbedingungen als auch die Bewusstseinsbildung in der Ärzteschaft und der Politik aktiv begleiten.
Eine friedliche Weihnachtszeit und ein gesundes Jahr 2024 wünscht Ihnen
Ihre Rotraut Schmale-Grede
Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V.