„unverhofft kommt oft“, sagt der Volksmund – und so stehen wir nun schneller als gedacht vor Neuwahlen. Das hat auch für uns als Deutsche Rheuma-Liga Konsequenzen. Zum einen bedauern wir, dass die große Pflegereform aufgeschoben wird. Unsere Erwartungen an Verbesserungen für rheumakranke Patientinnen und Patienten waren groß. Dazu weiter unten mehr. Zum anderen arbeiten wir mit Hochdruck an unseren Forderungen zur Bundestagswahl im Februar. Ab Mitte Januar werden sie als Aktionsplan für rheumakranke Menschen 2025 online eingestellt werden. Sie finden sie hier: www.rheuma-liga.de/aktionsplan
KHVVG: Nachbesserungen unvermeidlich
Obwohl die Deutsche Rheuma-Liga dem Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) grundsätzlich zustimmt, setzen wir uns für eine Optimierung eine. Die bisherigen Behandlungsmöglichkeiten für rheumakranke Menschen dürfen sich nicht verschlechtern. In diesem Punkt dringen wir u. a. darauf, dass die Weiterbildung von Ärzten in Krankenhäusern intensiviert wird. Finanzielle Anreize könnten die Kliniken motivieren, sich hier stärker zu engagieren.
Handlungsbedarf besteht auch hinsichtlich der Kooperation zwischen den Sektoren. Eine Evaluation der ASV Rheumatologie hat gezeigt, dass beim Informationsaustausch zwischen den Leistungserbringern sowie bei der Versorgungsqualität und dem Patientennutzen noch Verbesserungsbedarf besteht. Solche Versorgungslücken haben gravierende Folgen: Wenn Fachleute nicht Hand in Hand arbeiten, wenn Jahre bis zu einer Diagnose vergehen, dann führen diese strukturellen Mängel bei rheumakranken Menschen zu weiteren Funktionseinschränkungen; bis hin zur Verkürzung der Lebenszeit.
Aktionsplan 2025: rheumakranke Kinder und Jugendliche mit im Blick
Besonders bedrückend sieht die Situation für Kinder und Jugendliche aus. In Deutschland sind schätzungsweise 20.000 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren betroffen. Die psychosozialen Auswirkungen auf die Familie sind enorm.
In der Kinderrheumatologie müssen Lehre und Forschung deshalb unbedingt gestärkt und ausgebaut werden, zumal rheumatische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter sich in Diagnose, Krankheitsverlauf und Therapiemöglichkeiten von denen Erwachsener unterscheiden. Kaum zu glauben, aber ein Fakt: An vielen Fakultäten ist die Kinderrheumatologie gar nicht vertreten. Bundesweit gibt es keinen einzigen eigenständigen Lehrstuhl. In unserem Aktionsplan 2025 dringen wir auf schnellstmögliche Verbesserungen.
Pflege-Bürgerversicherung: eine Forderung an alle politischen Parteien
Im Jahr 2025 wird nun keine neue Pflegereform eingeführt, obwohl dieses Vorhaben im Koalitionsvertrag festgeschrieben worden war. Das ist bitter für 5,7 Millionen pflegebedürftige Menschen, insbesondere für jene, die in einer stationären Pflegeeinrichtung leben. Im Bundesdurchschnitt zahlen Pflegebedürftige für einen Platz in einer Einrichtung 2.780 Euro (2024) aus eigener Tasche. Es verwundert nicht, dass angesichts dieser hohen Summe ein Drittel auf ergänzende Sozialhilfe angewiesen ist.
Passgenaue Angebote in der Pflege sind für Rheumakranke besonders wichtig, schon gar nicht dürfen sie ein Armutsrisiko sein. Die Deutsche Rheuma-Liga stellt hier ganz klare Forderungen auf: Erstens dürfen die Investitionskosten den Pflegebedürftigen nicht mehr in Rechnung gestellt werden, zweitens müssen die Eigenanteile dauerhaft begrenzt werden, und drittens sollte die gesetzliche und die private Pflegeversicherung zu einer Pflege-Bürgerversicherung zusammengeführt werden.
Die Deutsche Rheuma-Liga hat diese Forderungen neben vielen weiteren Kernpunkten in ihren Aktionsplan2025 aufgenommen, mit dem wir uns in den kommenden Wochen des Wahlkampfs Gehör verschaffen werden.
Vorher gilt es nun, Kraft zu tanken und in diesen aufgeregten Zeiten zur Ruhe zu kommen. Eine friedliche Weihnachtszeit und ein gesundes Jahr 2025 wünscht Ihnen
Ihre Rotraut Schmale-Grede
Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V.