Rückenschmerzen: Ursachen, Symptome, Behandlung
Übersicht
Die Krankheit – was sind Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen sind die häufigste Form akuter und chronischer Schmerzen am Bewegungsorgan. Sie gehören zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen in der Welt. Fast jeder Mensch leidet im Laufe seines Lebens mindestens einmal an Rückenschmerzen.
Rückenschmerzen treten am häufigsten als akute lokale Kreuzschmerzen (Lumbalgien) auf. Beim Hexenschuss (Lumbago) tritt meist nach einer alltäglichen Bewegung wie Heben, Drehen oder Bücken ein heftiger Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule auf. Die Rückenmuskulatur verhärtet sich und macht jede Bewegung zur Qual.
Meistens ist der Kreuzschmerz unspezifisch, das heißt, es lässt sich keine unmittelbare oder gefährdende Ursache für die Schmerzen finden. Zumeist ist der unspezifische Kreuzschmerz harmlos und verschwindet von allein wieder. Es kann jedoch im weiteren Verlauf zu neuen Episoden kommen.
Brennende oder stechende Schmerzen in Gesäß oder Kreuz, die bis ins Bein strahlen, können auf eine Nervenreizung (Ischialgie) hindeuten. Auch diese akuten Schmerzen verschwinden in der Regel spätestens nach einigen Tagen bis Wochen wieder, können jedoch in Einzelfällen chronisch werden.
Bleiben Rückenschmerzen über einen Zeitraum von mehr als zwölf Wochen bestehen, bezeichnet man sie als chronisch. Ihre Stärke kann variieren.
Beim spezifischen Kreuzschmerz hingegen haben die Schmerzen eine klare Ursache, die sich unmittelbar als beschwerdeauslösend identifizieren lässt (z.B. Knochenbruch, Tumor, Entzündung oder spezifische anatomische Veränderungen).
Auch rheumatische Erkrankungen wie Arthrosen, Osteoporose oder eine entzündliche rheumatische Erkrankung können den Rücken in Mitleidenschaft ziehen und spezifische Rückenschmerzen verursachen. In der Regel führt das zu deutlichen Wirbelsäulenveränderungen.
Zehn Mythen über Rückenschmerzen – was ist dran?
Die Ursachen von Rückenschmerzen bleiben oft unklar. Auch deshalb gibt es wohl so viele Mythen über den Rücken. Wir klären auf.
Symptome – welche Warnsignale gibt es?
Rückenschmerzen kommen in unterschiedlichen Formen vor. In den meisten Fällen verschwinden sie nach wenigen Wochen von selbst. Bei folgenden Symptomen ist es ratsam, sofort einen Arzt aufzusuchen:
- Der Schmerz strahlt in Arme und Beine aus.
- Man spürt Taubheitsgefühle in Armen und Beinen.
- Man kann mit einem Mal nicht mehr auf den Zehenspitzen stehen.
- Man spürt eine Entleerungsstörung des Darms oder der Blase.
- Die Schmerzen treten nach einem Sturz auf.
- Neben den Rückenschmerzen bestehen Fieber und Schüttelfrost.
- Die Beschwerden dauern länger als drei Tage an.
Ursachen - wie kommt es zu Rückenschmerzen?
Die Wirbelsäule ist eigentlich zum Laufen auf vier Beinen vorgesehen. Für den aufrechten Gang und die aufrechte Haltung ist sie nicht optimal angepasst. Daher kann es durch hohe, langanhaltende und immer wiederkehrende Belastungen zu Beschwerden kommen. Mehr als 90 Prozent aller Rückenbeschwerden entstehen durch Muskelverspannungen. Das kann folgende Ursachen haben:
- zu wenig Bewegung (Muskelverlust)
- zu viel Bewegung (Überlastung)
- falsche Bewegung (Fehlbelastung)
- Fehlhaltungen
- seelische Belastungen
Beim Älterwerden altert auch die Wirbelsäule, die Bandscheiben verlieren Wasser und werden dünner. Es kommt zu einer vermehrten Beweglichkeit zwischen den Wirbelkörpern und damit zu einer größeren Belastung der kleinen Wirbelgelenke. Diese können dann Verschleißerscheinungen aufweisen (Abnutzung der Gelenkfläche, vermehrter überschießender Knochenanbau). Dies ist ein ganz normaler Prozess des Älterwerdens und kein primärer Ausdruck einer krankhaften Veränderung. Zudem nimmt die Knochen- und Muskelmasse ab, wenig Bewegung beschleunigt diesen Prozess.
Häufig finden Ärzte bei Patienten mit Kreuzschmerzen durch aufwendige Untersuchungen im Röntgen oder MRT solche Veränderungen an der Wirbelsäule. Diese erkennbaren Veränderungen entstehen aber über einen langen Zeitraum und sind zumeist nicht die Ursache der akuten Beschwerden.
Rückenschmerzen in Folge von Rheuma
Eine Ursache von Rückenschmerzen kann Rheuma sein. Die Symptome helfen dem Arzt, der Krankheit auf die Spur zu kommen.
Spondylarthrosen
Wie die großen Gelenke v.a. an den Armen und Beinen können auch die kleinen Gelenke an den Wirbelkörpern eine Arthrose aufweisen. Dies ist ein chronisch fortschreitender Gelenkverschleiß der kleinen Wirbelgelenke oder des Kreuz-Darmbein-Gelenkes (ISG), bedingt durch eine Instabilität des Bewegungssegmentes.
Bei einer Arthrose der Kreuz-Darmbein-Gelenke oder der Lendenwirbelsäule treten Kreuzschmerzen auf, die sich bis ins Gesäß oder die hinteren Oberschenkel ziehen können. Hat die Spondyloarthrose die Brustwirbelsäule in Mitleidenschaft gezogen, strahlen die Schmerzen entlang der Brustwirbel nach vorne aus. Eine Spondyloarthrose der Halswirbelsäule führt zu Nacken-Schulter-Schmerzen.
Rückenschmerzen durch Arthrose an der Wirbelsäule treten oft nur vorübergehend auf. Die Betroffenen versuchen allerdings häufig Schonhaltungen einzunehmen, um dem Schmerz auszuweichen. In der Folge kommt es zu Fehlhaltungen, Fehlbewegungen und Muskelverspannungen. Das verstärkt den Schmerzkreislauf.
Osteoporose
Oft wird eine Osteoporose (Verlust der Knochensubstanz und -struktur) erst dann erkannt, wenn die ersten Wirbelkörper im Rücken brechen. Die Folge sind meist akute heftige Schmerzen. Durch die Wirbelbrüche verformt sich die Wirbelsäule. So können Fehlhaltungen entstehen, die wiederum zu Fehlbelastungen führen. Das kann dauerhafte schmerzhafte Verspannungen der Muskulatur mit sich bringen.
Hinzukommt, dass die Krankheit mit dem Gefühl verbunden ist, zerbrechlich zu sein. Aus Angst vor weiteren Brüchen bewegen die Betroffen sich weniger. Das führt dazu, dass noch mehr Knochensubstanz verlorengeht.
Rheumatoide Arthritis
Typisch bei einer rheumatoiden Arthritis sind Entzündungen der kleinen und großen Gelenke von Armen und Beinen. Vor allem morgens fällt es den Betroffenen oft schwer, sich zu bewegen. Bewegung verbessert den Zustand in der Regel. Bei längerer Krankheitsdauer und sehr schwerem Krankheitsverlauf können auch die Gelenke der oberen Halswirbelsäule betroffen sein. Es kommt dann zu starken Nackenschmerzen.
Morbus Bechterew
Diese chronische Erkrankung tritt auch oft in Schüben auf. Zunächst zeigt sich Morbus Bechterew durch Rückenschmerzen, die über einen längeren Zeitraum anhalten, meist über mehr als drei Monate. Neben der Morgensteifigkeit sind vor allem der Nachtschmerz und die Schmerzen im unteren Lendenwirbelabschnitt sowie den Kreuzdarmbeingelenken typisch.
Schreitet die Krankheit fort, treten die Schmerzen dann meist aufsteigend auch in höheren Wirbelsäulenabschnitten auf. Später versteift die Wirbelsäule zunehmend. Damit lassen häufig die Schmerzen nach.
Fibromyalgiesyndrom (FMS)
Das Fibromyalgiesyndrom äußert sich vor allem in starken Muskelschmerzen. Die Schmerzen treten an verschiedenen Stellen des Körpers auf, fast immer auch an der Wirbelsäule. Die Betroffenen beschreiben die Schmerzen wie einen starken Muskelkater. Meistens beginnt die Krankheit schleichend.
Weitere Ursachen für Rückenschmerzen können sein:
Bandscheibenvorfall
Häufig werden von Patienten – und machmal Ärzten - Bandscheibenveränderungen ursächlich mit Rückenschmerzen in Verbindung gebracht. Diese Bandscheiben sind Pufferkissen, die zwischen den Wirbelkörpern liegen. Sie bestehen aus einem äußeren Faserring und einem elastischen Gallertkern. Ab dem 20. Lebensjahr beginnen die Bandscheiben zu verschleißen, verlieren Wasser und dadurch an Elastizität. Dabei kann sich die Bandscheibe in den Wirbelkanal wölben. Dies führt zumeist zu keinen Symptomen und erfordert kein therapeutisches Vorgehen. Dringt der elastische Kern durch Risse nach draußen, entsteht ein Bandscheibenvorfall. Das Bandscheibengewebe kann dann anliegende Nerven bedrängen und dadurch zu Schmerzen führen. Die Nerven versorgen Arme, Rumpf und Beine. Durch diese Bahnen laufen Informationen über die Gefühlsqualität sowie die Impulse zur Steuerung von Muskeln. Daher können auch Gefühlsstörungen und Muskelschwächen die Folge sein.
Nur in diesen Fällen besteht möglicherweise die Hoffnung, dass durch konservative oder operative Maßnahmen am Nerven eine Entlastung und Schmerzlinderung erreicht werden kann.
Wirbelgleiten (Spondylolisthesis)
Aufgrund des Volumenverlustes der Bandscheibe kann es zu einem verminderten Halt zwischen den Wirbelkörpern kommen. Hierdurch kann ein sogenanntes Wirbelgleiten auftreten, dass wiederum zu einer vermehrten Belastung und Verschleiß der kleinen Wirbelgelenke führt. Beides sowohl die vermehrte Beweglichkeit als auch die dadurch mögliche Einengung von Nerven kann zu lokalen und ausstrahlenden Schmerzen führen.
Wirbelkanalstenose (Spinalkanalstenose)
Über einen langen Zeitraum kann es durch kompensatorische Knochenanbauten zu einer Einengung des Wirbelkanals oder der Nervenaustrittsöffnungen kommen, die wiederum durch Druck auf die Nerven Schmerzen auslösen können.
Psychische Belastungen
Sehr häufig spielen psychische Belastungen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Rückenschmerzen. Sie treten unabhängig vom Alter auf. Stress, Ängste und Ärger können zu Muskelverspannungen führen, die auf Dauer die Muskeln verkrampfen lassen und zu Fehl- und Zwangshaltungen führen können.
Schmerzgedächtnis
Treten Rückenschmerzen über einen längeren Zeitraum auf und lässt man sie unbehandelt, besteht die Gefahr, dass sich ein sogenanntes Schmerzgedächtnis bildet. Dabei kommt es zu funktionellen und strukturellen Veränderungen im zentralen Nervensystem, die durch wiederholte Schmerzerfahrungen entstehen.
Dann reicht schon ein minimaler Reiz wie eine Berührung, eine leichte Dehnung oder Wärme aus, um ein Schmerzempfinden auszulösen. Das lässt sich wieder ändern, doch das ist langwierig und mühsam. Besser ist es, Rückenschmerzen gleich ernst zu nehmen und das Schmerzgedächtnis gar nicht erst entstehen zu lassen. Grundsätzlich gilt: Halten die Rückenschmerzen länger als drei Tage an, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen
Rückenschmerzen-Diagnose – wie stellt der Arzt die Ursache fest?
Der erste Schritt in der Behandlung von Rückenschmerzen ist ein ausführliches Gespräch (Anamnese) zwischen Arzt und Patient. Der Arzt stellt dabei Fragen zur Krankengeschichte, zu Erkrankungen in der Familie und zu medizinischen, psychosozialen und arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren. Damit verbunden ist in der Regel eine gründliche körperliche Untersuchung.
Oft lösen verspannte Muskeln oder blockierte Gelenke die Rückenschmerzen aus. Das kann der Arzt mit einfachen Untersuchungen herausfinden. Gibt es Hinweise darauf, dass die Schmerzen mit einer anderen Erkrankung zusammenhängen könnten, nimmt der Arzt weitere Untersuchungen vor. Dabei können bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen. Auch Blutuntersuchungen können notwendig sein.
Wenn die Rückenschmerzen länger als zwölf Wochen andauern, gelten sie als chronisch. Spätestens dann sollten weitere Untersuchungen erfolgen, um die Ursache einzugrenzen. Hierbei bietet sich ein sogenanntes multidisziplinäres Assessment an. In diesem Rahmen werden von verschiedenen Fachbereichen die körperlichen und psychischen Faktoren beurteilt und gemeinsam eingeschätzt.
Therapie – was hilft gegen Rückenschmerzen?
Rückenschmerzen treten zumeist plötzlich auf. Bei einer konservativen Behandlung klingen unspezifische Rückenschmerzen in der Regel spätestens nach wenigen Tagen bis Wochen wieder ab. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt daher von der Ursache der Schmerzen ab. Der spezifische Rückenschmerz ist nach den Regeln der zugrunde liegenden Erkrankung zu behandeln. Beim unspezifischen Rückenschmerz hilft in der Regel eine aktive Bewegungstherapie, ggf. mit kurzfristig einzusetzenden Schmerzmitteln
1. Nicht-medikamentöse Rückenschmerzen-Behandlung
Wer seine Muskeln schont, hat langfristig eher mehr Schmerzen. Vor allem bei akuten Schmerzen zeigt Bewegung in der Regel schnell Wirkung. Bettruhe oder übertriebene Schonung ist genauso falsch wie Überlastung.
Krankengymnastik/Funktionstraining
Viele Menschen lassen sich von Rückenschmerzen in eine Schonhaltung zwingen. Das vermindert die Schmerzen, aber die unnatürlichen Belastungen führen zu weiteren Verspannungen. In diesem Fall hilft eine Physiotherapie weiter. Anfangs begleitet man diese Therapie oft mit Medikamenten, um den Patienten die Angst vor dem Schmerz bei der Bewegung zu nehmen. Bei der Krankengymnastik versucht der Therapeut überwiegend durch aktive Übungen, die der Patient selbst durchführt, diesen zu mobilisieren, die Muskelkraft zu erhöhen, bessere Beweglichkeit herzustellen, um so auch Schmerzlinderung zu erreichen. Das Ziel ist, ein Muskelkorsett aufzubauen, das die Wirbelsäule stützt. Auch das Funktionstraining der Deutschen Rheuma-Liga bietet qualifizierte Übungsprogramme.
Manuelle Therapie
Bei der Manuellen Therapie überwiegen die passiven Elemente. Das heißt, der Manualtherapeut versucht Störungen im Bewegungsapparat, in den Muskeln und Gelenken zu ertasten und durch manuelle Einwirkungen zu lösen.
Osteopathie
Eine alternative Behandlungsform ist die Osteopathie, die bei einem gesunden Menschen von einer Balance von Körper, Seele und Geist ausgeht. Stehen diese Elemente nicht im Einklang, so bilden sich Blockaden, die zu körperlichen Schmerzen führen. Die Aufgabe des Osteopathen besteht darin, Blockaden abbauen und das Gleichgewicht aller Körpersysteme wiederherstellen. Dazu verwendet der Osteopath verschiedene Massage, Dehn- und Grifftechniken, die gleichzeitig die Selbstheilungskräfte des Körpers anregen sollen.
Inwieweit die Krankenkasse die Kosten übernimmt, sollten Patienten vor der Therapie klären.
Akupunktur
In der Schmerztherapie kommt immer öfter auch Akupunktur zum Einsatz. Speziell bei Rückenschmerzen zeigen sich dabei Erfolge. Die Patienten sollten darauf achten, dass ein erfahrener Akupunkteur die Behandlung durchführt. Einen Teil der Kosten erstatten oft die Krankenkassen.
Wärmebehandlung
Bei akuten Beschwerden kann Wärme helfen, die Muskeln zu entspannen, die Durchblutung zu fördern und so den Stoffwechsel anzuregen. Auch bei Schmerzen, die durch Verschleiß zustande kommen, etwa bei Arthrose, kann das sehr wohltuend wirken.
Kältebehandlung
Wärme ist nicht immer das richtige Mittel. Bei einer Ischias-Reizung oder anderen entzündlichen Erkrankungen kann Wärme die Schmerzen noch verschlimmern. In diesen Fällen ist es ratsam, die betroffenen Stellen zu kühlen, etwa mit gelgefüllten Coldpacks oder Eispackungen. Die Kälte verlangsamt die Übertragung der Schmerzsignale.
Massage
Laut den Empfehlungen der Nationalen Versorgungs-Leitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz (NVL) soll eine Massage nicht zur Behandlung von akuten Kreuzschmerzen angewendet werden. Zur Behandlung subakuter/chronischer Beschwerden kann sie in Verbindung mit Bewegungstherapie angeboten werden.
Multimodale Schmerztherapie
Wenn Schmerzen schon über eine längere Zeit anhalten, lassen sie sich oft nur schwer behandeln. Die gute Nachricht ist: Bekämpfen lassen sie sich so gut wie immer. Oft ist es dazu notwendig, dass verschiedene medizinische Fachbereiche zusammenarbeiten. Viele wissenschaftliche Studien belegen, dass sich das am besten erreichen lässt mit einer sogenannten multimodalen Schmerztherapie.
Bei dieser Art der Therapie arbeiten Schmerzspezialisten Hand in Hand mit Physiotherapeuten und Psychologen. Sie wählen für den Patienten zusammen die beste Kombination aus physikalischen Therapien und psychosozialer Betreuung aus. Studien haben gezeigt, dass nach einer multimodalen Behandlung deutlich mehr Teilnehmer an ihren Arbeitsplatz zurückkehren können als nach einer herkömmlichen Therapie.
Rehabilitation
Auch im Rahmen einer ambulanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahme erfolgt ein multidisziplinäres Behandlungskonzept über mehrere Wochen in einem intensiven täglichen Programm. Hier kann sehr gezielt auf die Analyse der relevanten Risikofaktoren eingegangen werden und eine entsprechend abgestimmte multimodale Behandlung umgesetzt werden, ggf. auch unter Berücksichtigung des Arbeitsumfeldes und der sozialmedizinischen Konsequenzen.
2. Medikamentöse Rückenschmerz-Behandlung
Das Ziel der medikamentösen Schmerzbehandlung ist, den Teufelskreis aus Schmerz und Bewegungslosigkeit zu durchbrechen. Bei der Behandlung starker Rückenschmerzen haben sich sogenannte Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) bewährt.
Wirkstoffe wie Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen lindern Schmerzen und hemmen Entzündungen und gelten als Therapie der Wahl. Für Patienten mit ausgeprägten Herz- oder Nierenproblemen sind sie jedoch nur eingeschränkt geeignet. Bei Kontraindikationen können Cox II-Hemmer, Metamizol oder Opioide kurzzeitig eingesetzt werden
Ergänzende Medikamente
Da oft Muskelverspannungen die Rückenschmerzen auslösen, werden auch oft muskelentspannende Medikamente verordnet. Aufgrund der Nebenwirkungen (z.B. Benommenheit, Leberschädigung oder ggf. Abhängigkeit) wird hiervon in der NVL abgeraten
Spezifischer Kreuzschmerz bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen
Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis werden Kortison und langfristig wirkende Antirheumatika oder Basismedikamente einschließlich der Biologika verwendet. Sie bekämpfen nicht den akuten Schmerz, sondern hemmen die schädliche Autoimmunreaktion des Körpers.
Auch beim M. Bechterew werden vor allem NSAR empfohlen. Helfen bei diesem Krankheitsbild die NSAR nicht ausreichend, kommen auch Biologika zum Einsatz.
In jedem Fall sollten Betroffene mit einem Arzt besprechen, welche Mittel sie nehmen. Wer ohne ärztlichen Rat über einen längeren Zeitraum Medikamente einnimmt oder die mit dem Arzt vereinbarte Dosis überschreitet, riskiert schwere Folgen. Das gilt auch für frei verkäufliche Medikamente.
3. Operation
Eine Operation ist nur dann sofort notwendig, wenn eine Nervenschädigung zu einer Störung der Blasen- und Darmkontrolle geführt hat. Dann ist es nötig, schnell innerhalb weniger Stunden zu handeln. Außerdem kann eine Operation sinnvoll sein, wenn die ins Bein ausstrahlenden Schmerzen nicht nachlassen oder der Gefühlsausfall beziehungsweise die Muskelschwäche über einen längeren Zeitraum andauern.
Die häufigsten Rückenoperationen sind Eingriffe an der Bandscheibe und bei Verengungen von Wirbelkanälen (Spinalkanalstenosen). In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die operative Technik deutlich verändert und verbessert, minimal-invasive mikrochirurgische Eingriffe stehen im Vordergrund. Dennoch sind Operationen nicht immer die richtige Wahl. Neben dem unmittelbaren Operationsrisiko sollten auch die möglichen mittel- und langfristigen Probleme berücksichtigt werden.
Bei einer Bandscheibenoperation entfernt der Arzt das vorgefallene Bandscheibenmaterial und entlastet so die Nervenwurzel. Es kann nach einigen Wochen allerdings zur Bildung von Narbengewebe kommen, das den Nerven erneut einengt.
Bei der Spinalkanalstenosen wird ein Teil des einengenden Knochens entfernt und somit das Nervengewebe entlastet. Hier kann es im späteren Verlauf zu Instabilitäten kommen, die erneut operiert werden müssen. Bei gleichzeitiger knöcherner Entlastung und metallischer Stabilisation der Segmente kann es zu sogenannten Anschlussdegenerationen in den benachbarten Gelenken kommen.
Vor der Entscheidung für einen operativen Eingriff ist es in jedem Fall ratsam, eine zweite Expertenmeinung einzuholen oder dies im Rahmen des multimodalen Therapieprogrammes gemeinsam zu besprechen.
Entscheidend nach der Operation sind der Muskelaufbau und die Wiedererlangung eines Köpergefühls incl. Balance, Gangschulung, Bücken, Drehen und Heben. Dafür bieten sich zunächst ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen an, im weiteren Verlauf ambulante Physiotherapie oder Rückenschulen mit guten Aussichten auf ein schmerzfreies oder zumindest deutlich schmerzgelindertes Leben.
Medizinische Prüfung
Stand: Mai 2022
Fachliche Beratung: Prof. Dr. Karsten E. Dreinhöfer, Charité Universitätsmedizin, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Orthopädie und Unfallchirurgie, Medical Park Humboldtmühle in Berlin
Ratgeber zum Thema Rückenschmerzen
Die Deutsche Rheuma-Liga hat mehrere Publikationen über Rückenschmerzen herausgebracht. Diese können Sie auf der Internetseite herunterladen und bei den Landes- und Mitgliedsverbänden bestellen.